© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/12 07. September 2012

Lob und Kritik für Saskia Ludwig
CDU: Artikel in der „JUNGEN FREIHEIT“ sorgt für Diskussionen
Felix Krautkrämer

Offiziell ist Saskia Ludwig erst am Montag aus ihrer Babypause zurückgekehrt – die Fraktions- und Landesvorsitzende der märkischen Union hatte im Mai ihr zweites Kind bekommen –, doch schon Tage vorher beherrschte die CDU-Politikerin die Schlagzeilen. „Empörung über Brandenburgs CDU-Chefin“ titelten die Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN). „SPD attestiert Ludwig Paranoia“, meldete die Lausitzer Rundschau.

Grund für die Aufregung war Ludwigs Gastbeitrag in der JUNGEN FREIHEIT (JF 36/12) zum 75. Geburtstag des ehemaligen brandenburgischen Innenministers Jörg Schönbohm (CDU). Darin hatte sie deutliche Kritik an einigen Landesmedien geübt und diesen eine teilweise falsche und mitunter aus der SPD-geführten Staatskanzlei gelenkte Berichterstattung vorgeworfen. Die Betroffenen reagierten umgehend: Brandenburgs SPD-Generalsekretär Klaus Ness nannte Ludwigs Aussagen „derart schräg“, daß er den Eindruck habe, sie leide unter „akutem Verfolgungswahn“. Ihre Wortwahl erinnere ihn zudem an „dunkle Zeiten“. Unterstützung bekam er vom roten Koalitionspartner. Die stellvertretende Fraktionschefin der Linkspartei, Margitta Mächtig, zeigte sich erschreckt über „die zunehmend radikalisierte Sprache als Ausdruck des Denkens“ der CDU-Chefin. Ludwig stehe auf „der Barrikade des Kalten Krieges“.

Auch die Landespressekonferenz wies die Vorwürfe Ludwigs zurück: „Diese Pauschalverurteilung der Brandenburger Medien beleidigt die Arbeit der Kollegen, die seit Jahren gewissenhaft und unabhängig aus dem Land berichten. Unsere Mitglieder fühlen sich den journalistischen Standards verpflichtet“, empörte sich der Vorsitzende und Journalist beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) Dirk Platt. Kritik kam zudem von den übrigen Oppositionsparteien: Die Landesvorsitzende der Grünen, Annalena Baerbock, warf Ludwig in einem Beitrag für die PNN vor, rechts von ihr sei „nur noch die Wand“. Die CDU-Politikerin versuche sich „ganz rechtsaußen“ in ihrer Partei zu profilieren. In einer Zeit, in der nationales Denken und rechtsextreme Strömungen an Unterstützung gewännen, müsse man sich der gesellschaftspolitischen Komplexität stellen und diese erklären, anstatt mit Populismus zu spielen, forderte Baerbock. Der FDP-Chef Gregor Beyer verstieg sich im RBB zu der Aussage, die Zeit, in der auf den Koppelschlössern deutscher Soldaten für Kaiser, Gott und Vaterland gestanden habe, sei seit hundert Jahren vorbei. Er wünsche sich daher, daß die CDU langsam realisiere, von wo der Wind der Zeit wehe.

In der eigenen Partei stieß Ludwigs Beitrag auf geteiltes Echo. Während Generalsekretär Dieter Dombrowski den Artikel verteidigte und es als angemessen bezeichnete, einen konservativen Politiker wie Schönbohm in einer konservativen Zeitung zu würdigen, distanzierte sich die frühere Justizministerin Beate Blechinger im Internet „ausdrücklich von Inhalt und Form“ des Textes. Der Tagesspiegel berichtete zusätzlich von namentlich nicht genannten Mitgliedern der CDU-Fraktion, die ihrer Vorsitzenden angeblich vorgeworfen haben, mit ihrem Beitrag die „Oppositionsarbeit der vergangenen Monate torpediert und konterkariert“ zu haben.

Dem Jubilar dagegen gefielen die Geburtstagswünsche aus der Feder Ludwigs offenbar: „Ich finde den Artikel gut“, sagte Schönbohm der Bild-Zeitung. Lediglich die Medienschelte wollte der frühere Bundeswehrgeneral im Interview mit der Märkischen Allgemeinen so nicht teilen. Diese ginge seiner Ansicht nach zu weit. Dennoch habe Ludwig seit ihrem Amtsantritt als Landesvorsitzende im Juni 2010 viel geleistet. Sie habe die Partei geeint und programmatisch ausgerichtet, lobte Schönbohm. In Einzelfällen schieße sie aber vielleicht manchmal über das Ziel hinaus.

Foto: Bericht der „Bild“ über die Übergabe des gerahmten JF-Artikels durch Ludwig an Schönbohm: Die Partei geeint

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