© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/12 07. September 2012

Wie Martin Walser sich ins Gespräch bringt
Literaturbetrieb: In dieser Woche erscheint der neue Roman des Großschriftstellers / Medienpräsenz beim Thema Euro
Thorsten Thaler

Wer etwas verkaufen will, muß sich ins Gespräch bringen, so gut er kann. Zum Beispiel Martin Walser: Eben hat der Schriftsteller sich erneut zur Euro-Krise und einem drohenden Zerfall der Europäischen Währungsunion geäußert. „Es gibt ja immer wieder den Satz, daß die Griechen zurück müssen zu ihren Drachmen. Ich halte das für katastrophal“, sagte der 85jährige dem Kölner Stadt-Anzeiger. Eine so „große politische Situation“ wie diese dürfe man nicht den Wirtschaftsfachleuten überlassen. Walser lobte das Krisenmanagement der Bundesregierung. „Da fühle ich mich bei Kanzlerin Merkel und Finanzminister Schäuble gut aufgehoben.“ Erst vor knapp vierzehn Tagen hatte Walser seine Ansichten zum Euro und der Zukunft Europas schon einmal in einem ellenlangen Aufsatz für die Frankfurter Allgemeine Zeitung formuliert.

Nun trifft es sich, daß Walser am Mittwoch dieser Woche (5. September, 20 Uhr) auch in eigener Sache unterwegs ist. Im Berliner Ensemble stellt er seinen neuen Roman vor und liest aus „Das dreizehnte Kapitel“ (Rowohlt). Darin geht es um einen Liebesmonolog in Briefform. Bis Ende November tourt Walser damit durch ganz Deutschland.

Mit seinen europäischen Blütenträumen hat das alles nichts zu tun. Und doch: Das zeitliche Zusammentreffen von Walsers Medienpräsenz beim Thema Europäische Währungsunion und dem Erscheinen seines neuen Buches macht stutzig. Ein Schelm, wer dahinter nur eine Verkaufsmasche vermutet.

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