© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/12 07. September 2012

Zeitschriftenkritik: Open Doors
Terror in den Nuba-Bergen
Werner Olles

Auch ein Jahr nach dem Referendum vom 9. Juli 2011, bei dem der Südsudan, in dem der überwiegende Teil der Christen lebt, sich mit überwältigender Mehrheit dafür entschieden hatte, als eigenständiger Staat neben dem islamischen Sudan zu bestehen, haben die Kämpfe in den Grenzregionen nicht nachgelassen. Bereits kurze Zeit nach dem feierlichen Staatsakt zur Unabhängigkeit des Südsudan brachen die Kämpfe mit grausamer Gewalt gegen die christliche und animistische Bevölkerung erneut aus.In den Nuba-Bergen werden christliche Dörfer von der sudanesischen Luftwaffe bombardiert, doch für die Errichtung einer Flugverbotszone, wie sie die Vereinten Nationen beispielsweise damals zum Schutz der kurdischen Bevölkerung im Nord-Irak und später in Libyen einrichteten und jetzt auch für Syrien fordern, macht sich bislang niemand von den Verantwortlichen stark. Nach jahrelanger Unterdrückung durch die Moslems im Norden, nach blutigen Kämpfen, Entführungen und endlos scheinendem Leid für die Christen bleibt das Verhältnis zum islamischen Sudan konfliktgeladen.

Fast täglich kommt es zu militärischen Auseinandersetzungen über den Grenzverlauf und die Ölvorkommen. Dabei steht der überwiegend christlich-animistische Südsudan mit dem Strom von Rückkehrern aus dem Norden und dem Aufbau einer dringend notwendigen Infrastruktur vor gewaltigen Problemen. Und als hätte das junge, unterentwickelte Land nicht genug Herausforderungen zu bewältigen, spielt sich an seiner Grenze in Südkordofan eine Tragödie ab. Seit über einem Jahr werden die Bewohner der Nuba-Berge von sudanesischen Regierungstruppen angegriffen. Tausende Zivilisten wurden getötet oder vertrieben, Dörfer und Felder zerstört. In dem von der Außenwelt abgeschlossenen Gebiet hungern die Menschen, da die Hilfsorganisationen sich zurückgezogen haben.

In der monatlich erscheinenden Zeitschrift Open Doors (8/12) macht ein Augenzeugenbericht das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich. Die als Nuba bezeichneten rund fünfzig schwarzafrikanischen Volksgruppen machen rund 90 Prozent der Bevölkerung in der Region aus, der Rest sind Moslems. Doch die arabischen Machthaber wollen in einer ethnischen Säuberung die größtenteils nichtarabischen Nuba vertreiben, da diese angeblich mit dem verfeindeten Südsudan zusammenarbeiten, zu dem sie sich kulturell zugehörig fühlen. Außerdem gibt es unter den Nuba die meisten Christen des Sudan, was den mit Gewalt herrschenden Moslems im Norden stets ein Dorn im Auge war. Daher werden auch immer wieder Kirchen angegriffen, viele sind bereits geschlossen und die verbliebenen Gemeinden schrumpfen dramatisch. Trotz dieser verzweifelten Lage, trotz Krieg, Terror und Verfolgung durch die islamische Regierung in Khar-thum fühlen sich die Nuba als „Rückgrat der Kirche“. Deswegen bemühen sie sich selbst in dieser leidvollen Situation ernsthaft darum, mit anderen religiösen und ethnischen Gruppen in Frieden und Einklang zu leben.

Kontakt: Open Doors Deutschland. Postfach 1142, 65761 Kelkheim. Das Jahresabo kostet 8 Euro.

 www.opendoors-de.org

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