© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/12 07. September 2012

Die Suche nach dem Eigenen
Institut für Staatspolitik: Seminar zum „Stil“
Henning Hoffgaard

Götz Kubitschek will die Bereitschaft zum Dienst. Die totale Bereitschaft. In jeder Lebenslage. Klarer Plan, klare Hierarchie, schroff und konzentriert auf das Eigene. Die Worte des Chefredakteurs der Sezession klingen nach einem Kampfaufruf für das, was er die „Neue Rechte“ nennt. Die 25. Akademie des Instituts für Staatspolitik (IfS) zum Thema „Stil“ am vergangenen Wochenende nimmt so das Ende, auf das die etwa dreißig meist jüngeren Zuhörer gewartet haben.

Kubitschek spricht von einem Arbeitsethos, das sich in jeder Lebenslage widerspiegeln müsse. Stil eben als „Ausdruck einer inneren Haltung“. Diese weitgefaßte Definition zeigt allerdings, wie schwierig die Beschäftigung mit einem so abstrakten und umfassenden Thema ist. Der Meinung ist offenbar auch IfS-Geschäftsführer Erik Lehnert: „Vielleicht hätte man es besser ‘preußischen Stil’ nennen sollen.“

So gibt es Vorträge zum „Linken und rechten Bauen“ von Norbert Borrmann und zum äußerlichen Stil von Baal Müller. Der neue rechte Stil ist für ihn etwas Individuelles. Die Einheit von Geist und Auftreten mehr als nur Manieren. Konkreter wird es bei Günter Scholdt, dessen Vortrag, wie alle anderen, auch in der kommenden Ausgabe der Sezession zu finden sein wird. Der rechte und konservative Politikstil sei von klaren Fronten und roten Linien geprägt. Er sei „gegen den Totalitarismus des Toleranten“ gerichtet und impliziere gerade in den vergangenen Jahren Leidensfähigkeit. Dieses generationenübergreifende Denken steht für Scholdt in klarem Widerspruch zu linkem und liberalem Politikverständnis.

Widerspruch braucht der Germanist bei solchen Worten von seinen Zuhörern nicht zu fürchten. Viele der jungen Männer sind regelmäßige Gäste auf dem Rittergut und längst politisiert. Dennoch zeigen die Diskussionen, wie groß die Unterschiede in einigen Fragen sind. Während der Ethnologe Thomas Bargatzky etwa die Überlegenheit des „westlichen“ Kulturstils anzweifelt und die „Naturvölker“ verteidigt, hält ihm der Historiker Karlheinz Weißmann ein flammendes Plädoyer für die europäische Zivilisation entgegen. Diese habe der Welt erst ihre Möglichkeiten gezeigt. Ob die Vertreter der Stammeskulturen die Zukunft wirklich dominieren? Nein, Weißmann glaubt es nicht. Er ist es auch, der im Scherz vielleicht die treffendste deutsche Stil-Definition der Moderne findet. „Stil ist ‘so tun als ob’.“

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen