© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/12 07. September 2012

Aufgeschnappt
Orden der Peinlichkeit
Matthias Bäkermann

Daß der jugoslawische Staatspräsident Josip Tito ein kommunistischer Diktator war, an dessen Händen das Blut Hunderttausender klebt, die im Krieg und nach 1945 seinen Partisanen im Weg standen, wußte man auch in Österreich. Doch in den sechziger Jahren war der „Vater der Blockfreien“ in erster Linie Feind des Feindes, da er sich Stalin und dem Warschauer Pakt versagte. Um ihm zu schmeicheln, beehrte ihn die Wiener Regierung deshalb mit ihrer höchsten Auszeichnung, dem „Groß-Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich“, den auch die britische Queen oder Jacques Chirac spendiert bekamen. Fünfzig Jahre später scheint man darauf nicht mehr recht stolz zu sein und verwischt die historischen Spuren mit den Mitteln der Bürokratie.

Als im Mai die FPÖ-Fraktion eine parlamentarische Anfrage stellte, welche Diktatoren weshalb geehrt wurden, verschwieg man Tito sogar. Ein neuerliches Insistieren des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf, so berichtet das Onlineportal unzensuriert.at, läßt das Bundeskanzleramt nun ausweichend beantworten: Vorhandene Karteikarten seien „später EDV-technisch nachbearbeitet worden“, antwortet die Präsidentin des Nationalrates Barbara Prammer. Deshalb „bitte man um Verständnis, daß die Beantwortung mit vernünftigem verwaltungsökonomischem Aufwand nicht möglich ist“.

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