© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/12 21. September 2012

Grüße aus Madrid
Balsam für die Seele
Michael Ludwig

Die zentralspanische Seele, die durch wirtschaftliche Katastrophenmeldungen und durch Los-von-Madrid-Bestrebungen mehrerer autonomer Provinzen waidwund am Boden liegt, hat unverhofft Balsam aufgetragen bekommen.

Der Mann, der sich ihrer erbarmt hat, ist US-amerikanischer Staatsbürger, heißt Sheldon Adelson und will in der Hauptstadt ein Projekt mit dem Namen „Euro-Vegas“ aus dem Boden stampfen.

Die Zahlen, die sich mit ihm verknüpfen, sind gigantisch. Das Spielerparadies soll zwölf riesige Hotelkomplexe mit 36.000 Zimmern, sechs Casinos mit 1.065 Spieltischen und 18.000 Einarmige Banditen, neun Theater, drei Golfplätze und eine Freilichtbühne mit 15.000 Sitzplätzen sowie jede Menge Geschäfte umfassen. Der 78 Jahre alte Adelson, der zu den reichsten Männern der Welt gehört und bereits im Fernen Osten lukrative Spielkasinos betreibt, plant, 17 Milliarden Euro zu verbauen. 260.000 neue Arbeitsplätze sollen so geschaffen werden.

Der Startschuß für den Bau der Mega-City am Stadtrand von Madrid wird 2013 fallen, Teile davon sollen ab 2016 für Besucher freigegeben werden, und 2025 ist die endgültige Fertigstellung vorgesehen.

Neben Madrid hatte auch Barcelona gute Karten, das Spielerparadies für sich zu gewinnen. Doch das dafür vorgesehene Grundstück befand sich in der Nähe des Flughafens der katalanischen Metropole, was zur Folge hatte, daß keine hohen Bauwerke errichtet werden durften. Der typisch amerikanisch-hemdsärmelige Vorschlag Adelsons, den Flughafen einfach abzureißen und andernorts wieder aufzubauen, löste bei den Kommunalpolitikern Barcelonas entsetztes Kopfschütteln aus.

Die Madrider Provinzregierung unter der rührigen und als besonders konservativ geltenden Politikerin Esperanza Aguirre kam Adelson in jeder Weise entgegen. Sie stellte Steuervorteile, billiges Baugelände und Lockerungen beim Arbeitsrecht in Aussicht.

Eine leidenschaftliche Diskussion entwickelte sich bei der Forderung des Baumagnaten, daß Rauchen in seinen Kasinos selbstverständlich erlaubt sein müsse. Für Esperanza Aguirre, die selbst Zigarillos raucht, kein Problem. Wenn das Qualmen selbst in so tabakfeindlichen Staaten wie Singapur und den USA in den Spielsälen erlaubt sei, dann werde man das hierzulande auch hinbekommen, meinte Aguirre in einem Presseinterview.

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