© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/12 21. September 2012

Wenn sich Geburt und Tod begegnen
Sterberisiko: Eine Langzeitstudie hat herausgefunden, daß der Geburtstag der gefährlichste Tag im Leben ist
Richard Stoltz

Leute, hütet euch vor Geburtstagsfeiern! Besonders das jeweilige Geburtstagskind ist akut gefährdet. Eine Langzeitstudie der Universität Zürich hat jetzt zutage gebracht, daß der Geburtstag der gefährlichste Tag im Leben vieler Menschen ist. Das Risiko, an seinem Geburtstag zu Tode zu kommen, liegt zwanzig Prozent höher als an jedem anderen Tag des Lebens.

Über die Ursachen dieses Risikos rätseln die Gelehrten. Ist es die besondere Aufregung und „seelische Belastung“, der das Geburtstagskind an seinem Ehrentag ausgesetzt wird? Ist es der oft allzu gewaltige Alkohol- oder Kalorienkonsum an einem solchen Tag? Schließich sind es, wie die Studie zeigt, insbesondere höhere Altersklassen „aus überdurchschnittlich gebildeten Schichten“, die der Tod ausgerechnet an ihrem Geburtstag ereilt.

Sind die toten Geburtstags-/Sterbekinder etwa hochästhetisch gesinnte Selbstmörder, die sich bewußt an ihrem Geburtstag umbringen, damit sich Geburt und Tod gewissermaßen begegnen, „vermählen“, und so dem Leben eine schöne Vollendung verleihen? Die Mitteilung freilich, daß sich das Geburtstagssterben von angesehenen Würdenträgern neuerdings vor allem in Asien, speziell im afghanisch-pakistanischen, von Paschtunen bewohnten Grenzgebiet ausbreite, legt auch eine ganz andere, fast gegenteilige Vermutung nahe.

Der Geburtstag von hohen Würdenträgern wird dort üblicherweise von der ganzen Dorfgemeinschaft gefeiert, und häufig befindet sich darunter auch ein von der Nato gesuchter Al-Quaida-Kämpfer. Dann lassen die Amerikaner umgehend eine „Drohne“ los, die die ganze Geburtstagsgesellschaft in die Luft jagt, inklusive des gesuchten Al-Quaida-Kämpfers, aber eben auch einschließlich des prominenten Geburtstagskinds. Nicht innere Aufregung, sondern äußere Gewalt haben es ausgelöscht.

Merke: Die Wege des Schicksals sind unerforschlich, und das gilt auch für wissenschaftliche Reihen-untersuchungen. Mit bloßer Statistik ist es nie und nimmer getan. Jeder einzelne Fall erfordert seine eigene Logik.

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