© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/12 21. September 2012

Politik gegen den Mittelstand: Öl ins Feuer der Erzkonservativen
Berechtigte Abstiegsangst
(wm)

Otto R. Romberg, seit über fünfzig Jahren Herausgeber seiner Tribüne – Zeitschrift für das Verständnis des Judentums, hat sich sein Weltbild von beneidenswerter Schlichtheit bewahrt. Kommen darin doch nur Juden, Judenfreunde und Judenfeinde vor. Was jede Zeitschrift zum Tummelplatz für Verschwörungstheoretiker macht, denen die Weltgeschichte der Gegenwart nur als eine Fortsetzung des ewigen Kampfes der Juden und ihrer Feinde erscheint. So wittern auch die von Günter Grass geängstigten Autoren des Frühjahrsheftes (2/2012) überall Bedrohungen Israels, den unaufhaltsamen Vormarsch des europäischen „Rechtspopulismus“ oder des primär deutschen „braunen Terrors“. Passend dazu läßt Romberg im Interview mit dem EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz (SPD) warnen: „Nationalismus gefährdet die EU“. Doch Schulz will sich nicht gänzlich zu dessen Marionette degradieren lassen. Die „Welle des Rechtsextremismus in ganz Europa“ speise sich nicht aus Vorurteilen, sondern aus der „Abstiegs-angst breiter Mittelschichten“, und die sei, bedingt durch Euro- und Schuldenkrise, „übrigens berechtigt“. Die „europaweite Radikalisierung“ der Mitte hat bereits begonnen und eine in der BRD seit 1960 gegen den Mittelstand verfolgte Politik werde unter Brüsseler Vorzeichen forciert und „gießt Öl ins Feuer der Erzkonservativen und Radikalen“.

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