© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/12 21. September 2012

Geheimdienst Securitate und die katholische Kirche Rumäniens
Willfähriges Entgegenkommen
(wk)

William Totok, Redakteur der Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, weist in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift Horch und Guck (2/2012) anhand von Quellen aus dem Archiv der Securitate nach, daß die katholische Kirche im kommunistischen Rumänien in erheblichem Maße geheimdienstlich unterwandert war. So arbeiteten auch Teilnehmer an der dritten Tagung des Zweiten Vatikanischen Konzils, welche 1964 stattfand, für das rumänische Pendant der Staatssicherheit. Die Aufgabe der Inoffiziellen Mitarbeiter „Matei Popescu“ und „Kiss Nicolae“ bestand dabei darin, den Vertretern des Vatikans beziehungsweise Papst Paul VI. persönlich verklärende Informationen über die Situation der römisch-katholischen Kirche in dem Balkanland zu liefern. Besonders engagiert trat dabei der erstgenannte IM auf. Bei diesem handelte es sich um keinen Geringeren als den Erzbischof von Bukarest und „Führer“ der katholischen Kirche von Rumänien, Francisc Augustin. Wie dessen Führungsoffizier, Oberstleutnant Stefan Kasza, ebenso befriedigt wie verblüfft vermerkte, kam er der Securitate nicht nur „korrekt“, sondern „mitunter sogar oft viel zu willfährig entgegen“. Und das, obwohl die Rekrutierung des Klerikers über eine klassische Liebesfalle mit nachfolgender Erpressung erfolgte.

www.horch-und-guck.info

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