© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/12 21. September 2012

Keine Tyrannei den Kreaturen
Friedrich der Große und die Liebe zu den Tieren
Volker König

Es gehört zu den eher unbekannten Seiten des Preußenkönigs, daß er sich leidenschaftlich für den Schutz von Tieren einsetzte. Um so erfreulicher, daß im „Fridericus“-Jubiläumsjahr zwei Angehörige des Hauses Hohenzollern sich des Verhältnisses von Friedrich dem Großen zur Kreatur angenommen haben.

Die Philosophie René Descartes’, wonach Tiere nur seelenlose Automaten seien, hatte im 17. und 18. Jahrhundert fürchterliche Auswirkungen im Umgang mit den übrigen Geschöpfen. Friedrich wandte sich gegen diese kaltherzige Sicht. In dem fiktiven Briefwechsel mit seinem besonders geliebten „Windspiel Biche“ schrieb er aus ihrer Perspektive: „Staunst Du nicht mit mir über die Fülle von Philosophen, die es unternommen haben, unser Wesen zu ergründen, während sie keine Ahnung haben, was sie selbst sind? (...) Der einzige Unterschied ist dieser: wir besitzen weniger Laster und mehr Tugenden. (...) Somit sollten die Menschen uns zum Vorbild nehmen, statt uns zu verachten.“

Eindrucksvoll sind auch Passagen über die Jagd und den Tierschutz, die Friedrich als Kronprinz in seinem 1740 verfaßten „Antimachiavell“ zu Papier brachte: Die von ihm verabscheute höfische Jagd prangerte er an als „sinnliche Ergötzungen, welche den Leib stark anspannen, aber dem Geiste nichts geben. Sie besteht in dem heftigen Verlangen, irgendein Tier zu verfolgen, und in der grausamen Lust, es zu töten. (...) Das aber weiß ich wohl, daß wir grausamer und wilder als die Tiere selbst sind und daß wir jene vorgebliche Herrschaft auf eine sehr tyrannische Art ausüben.“ Folgerichtig wandelte er Jagdareale seiner Vorfahren in Landschaftsparks um.

Auch förderte er die Entwicklung der Tiermedizin in Preußen, wodurch der bis dato wenig erfolgreiche und zudem äußerst brutale Umgang mit kranken Tieren fundamental verändert wurde.1752 schrieb er nach dem Tod von „Biche“ an seine Schwester Wilhelmine: „Soll man hart sein? Soll man fühllos sein? Ich glaube, ein Mensch, der gegen ein treues Tier gleichgültig sein kann, wird gegen seinesgleichen nicht dankbarer sein, und wenn man vor die Wahl gestellt wird, ist es besser, zu empfindsam als hart zu sein.“

Sibylle von Preußen, Friedrich Wilhelm von Preußen: Friedrich der Große – Vom anständigen Umgang mit Tieren. Matrix Media Verlag Göttingen 2012, gebunden, 102 Seiten, 19,90 Euro

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