© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/12 21. September 2012

Meldungen

Aufhaltsamer Aufstieg zur grünen Weltmacht

BERLIN. Folgt man Christian Ruck, Umweltreferent der Unionsfraktion, steht den Deutschen wieder eine Mission imperialen Zuschnitts ins Haus. Mit der Energiewende könnte der Aufstieg zur grünen Weltmacht gelingen. Schon jetzt sei Deutschland „Weltmeister der Ressourceneffizienz“, habe die „Weltmarktführerschaft“ bei vielen Umwelttechnologien inne und werde als „Vorbild für Nachhaltigkeit und ’grünes‘ Wachstum“ wahrgenommen. Werde Effizienzdenken bei Ressourcen zum „Volkssport“, führten Rohstoff- und Materialeinsparungen bis 2020 zu Umsatzsteigerungen von 335 Milliarden Euro. Da beispielsweise China bei der Sicherung seiner Rohstoffversorgung in Afrika aber weder Ressourcen schone noch Menschenrechte achte, drohe der deutsche „ethische“ unvermittelbar auf den „konfrontativen“ chinesischen Anspruch zu treffen, dem man außer Werbung für die eigene Position nichts entgegensetzen könne (Politische Studien, 444/12). (wm)

 

Ultraschall: Von Baby-TV bis Fötus-Werbung

BONN. Das „Baby-TV“ mit Videosequenzen vom Kind im Mutterleib ist ebenso üblich wie der Werbeeinsatz des Fötus. Es sind diese harmlosen Aspekte der Pränataldiagnostik, denen der Essay der Ulmer Medizinethikerin Uta Bittner gilt. Darum findet man bei ihr kein kritisches Wort über die Schattenseiten des Ultraschalleinsatzes. Immerhin berücksichtigen Bittner und ihre Mitverfasser neuere Kritik auf einem Nebenschauplatz, der zufolge von modernen Farb- und Spektraldopplern im Rahmen des 3D-Ultraschalls ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung der Föten ausgehe. Valide Evaluationsdaten stünden jedoch noch aus (Zeitschrift für medizinische Ethik, 3/12). (ck)

 

Sterbehilfe: Widerspruch gegen Gesetzesentwurf

BERLIN. Nachdem bereits das Organspende-Gesetz vor einigen Monaten von Medizinern nicht als „der große Wurf“ beklatscht worden ist, erregt Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger nun erneut den Unmut der Ärzteschaft. Stein des Anstoßes ist ein Gesetzesentwurf zum Verbot kommerzieller Sterbehilfe. Vorgesehen ist darin, die gewerbsmäßige Förderung des Suizids mit einer Gefängnisstrafe bis zu drei Jahren zu ahnden. Für Angehörige und Ärzte soll diese Strafe nicht gelten. Die Bundesärztekammer sieht darin eine Aufforderung an ihre Mitglieder, sich als Sterbehelfer zu verdingen. Auch der Deutsche Hospiz- und Palliativverband glaubt, mit dieser Regelung werde der Sterbehilfe „Tür und Tor geöffnet“. Der breite Widerspruch läßt Fachleute inzwischen davon ausgehen, daß der Entwurf „erneut überarbeitet“ werde (Deutsches Ärzteblatt, 33-34/12). (ck)

 

Erkenntnis

„Trotz einer möglichen Beeinträchtigung der Lebensqualität auch im jüngeren Alter konsumieren wir 50 Prozent aller Gesundheits- und Pflegedienstleistungen in den letzten zwei Lebensjahren.“

Rainer Münz, Demograph und Senior Fellow am Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI)

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