© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/12 21. September 2012

Aufgeschnappt
Getötet, nicht gefallen
Matthias Bäkermann

Im mittelhessischen Laubach ist es in der Stadtverordnetenversammlung Mitte September zu einer handfesten geschichtspolitischen Diskussion gekommen, wie der Gießener Anzeiger berichtet: Anlaß war, daß ein Antrag des FDP-Abgeordneten Eberhard Roeschen über eine zu schaffende Gedenkstätte für Gefallene des Zweiten Weltkriegs zur Abstimmung stand. Den 1928 geborenen Roeschen, der selbst noch auf den letzten Drücker eingezogen wurde, beschwerte, daß nirgends der 144 Soldaten aus der Gemeinde namentlich gedacht werde, die zwischen 1939 und 1945 ihr Leben ließen. „Das war doch meine Generation. Viele habe ich noch gekannt“, bekennt der Alterspräsident der Stadtverordneten gegenüber der JF.

Doch bevor der Prüfantrag an den Magistrat des 10.000-Seelen-Städtchens das lokalpolitische Gremium passieren konnte, wurde über viele Einzelheiten der Gedenkstätte gerungen: Die SPD-Fraktion möchte auch die 28 „antifaschistischen“ Genossen aus Laubach geehrt wissen, die in der NS-Zeit drangsaliert worden sind. So sollen die Kriegstoten als „Opfer des Verbrechens am deutschen Volk“ bezeichnet, statt „gedenken“ das Wort „erinnern“ verwendet werden. Und statt „gefallen“ soll lieber „getötet“ auf der Gedenktafel stehen. Nun ist eine Geschichtskommission des Magistrats aufgefordert, demnächst über diese Vorschläge zu entscheiden.

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