© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/12 28. September 2012

Existentielle Fragen
Berlin: In der Bibliothek des Konservatismus wird eine Sammlung Lebensschutz eingerichtet
Thorsten Brückner

Mit der Eröffnung des Sonderbestands Lebensrecht hat die von der Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF) getragene Bibliothek des Konservatismus am vergangenen Samstag eine bemerkenswerte Erweiterung erfahren. „Kinder sind das Fundament, auf dem wir alle stehen.“ Mit diesen Worten unterstrich der Leiter der Bibliothek, Wolfgang Fenske, in seiner Begrüßungsansprache den Sinn der Idee. Im Frühjahr war die Stiftung Ja zum Leben (Münster) an die Bibliothek herangetreten, der Erforschung des Lebensrechtsgedankens künftig größeren Raum zu geben und Literatur zu diesem Thema allgemein zugänglich zu machen.

Über sechzig Gäste aus dem In- und Ausland waren in die Räume der FKBF-Bibliothek gekommen, die der Weg auch anläßlich des „Marsches für das Leben“ (siehe Bericht auf Seite 4) nach Berlin geführt hatte. Im Publikum saßen neben zahlreichen Studenten die bekannten Publizistinnen Alexandra Maria Linder und Gabriele Kuby wie auch Claudia Kaminski, Vorsitzende der Lebensrechtsorganisation ALfA.

Der Geschäftsführer der Stiftung Ja zum Leben, Manfred Libner, würdigte in seiner Ansprache die Einrichtung des Sonderbereichs Lebensrecht und bezeichnete ihn als wichtigen Beitrag für eine verstärkte wissenschaftlich fundierte Argumentation in Lebensrechtsfragen. Der Lebensschutzbewegung habe hierfür bisher ein Ort des Forschens und des akademischen Austausches gefehlt. Die Kooperation mit der Bibliothek des Konservatismus schließe nun diese Lücke und könne den akademischen Nährboden für eine Gegenbewegung von unten bieten, die vom wissenschaftlichen Nachwuchs ausgehe. Dies sei um so wichtiger, da die Lebensschutzbewegung von allen staatlichen Fördertöpfen abgeschnitten sei.

Der Philosophieprofessor Harald Seubert, Mitglied des FKBF-Stiftungsrates und Präsident des Studienzentrums Weikersheim, widmete sich in seiner Festansprache den Fundamenten des Lebensschutz-Gedankens. Er warnte vor den Folgen eines ankerlosen Rechtspositivismus. Dieser könne von jedem Regime benutzt und mißbraucht werden. Dem setze das Naturrecht Grenzen. Letzte Fragen dürften nicht dem Mehrheitsprinzip überlassen werden.

Erst das Wissen um seine über-materielle Existenz bilde laut Seubert die ethische Schranke eines sonst ausschließlich von Bedürfnissen getriebenen Menschen. Gerade für Politiker, die für sich in Anspruch nähmen, „christliche Demokraten“ zu sein, gehe es um das Fundament ihrer politischen Glaubwürdigkeit. Durch die konsequente Zurückweisung einer Fortschrittsideologie als Deckmantel einer Unkultur des Todes, könnten sie darüber hinaus wieder ein Alleinstellungsmerkmal unter allen Linksparteien kenntlich machen, sagte Seubert mit Blick auf die Unionsparteien.

Im Anschluß an die Eröffnung nutzten viele Gäste die Gelegenheit, sich ein persönliches Bild von der Bibliothek zu verschaffen und sich mit den Mitgliedern anderer Lebensrechtsgruppen ungezwungen auszutauschen. Auch erste Arbeitskontakte für künftige Projekte am Sonderbestand Lebensrecht konnten so geknüpft werden.

Im November dieses Jahres wird die Bibliothek des Konservatismus ihre Pforten für die Allgemeinheit öffnen. Den Grundstein bildet die einstige private Forschungsbibliothek des konservativen Publizisten Caspar Freiherr von Schrenck-Notzing, dem 2009 verstorbenen Gründer der FKBF. Neben der Nutzung als Präsenzbibliothek stellte Bibliotheksleiter Wolfgang Fenske auch einen Veranstaltungskalender mit Autorenlesungen, Buchvorstellungen und Vorträgen in Aussicht.

Der Sonderbestand Lebensschutz, der einige hundert Titel umfaßt, wird ebenso wie der Rest des insgesamt 60.000 Titel zählenden Bestands über den Internetkatalog OPAC abrufbar sein. Ein Drittel des Gesamtbestands ist bereits katalogisiert worden.

Die Veranstaltung am vergangenen Wochenende mit ihren lebhaften Gesprächen unter den Teilnehmern gab einen Vorgeschmack darauf, welche Rolle die Bibliothek als Treffpunkt für Lektüre, Vortrag, aber auch Begegnung und intellektuellen Austausch bieten kann.

www.fkbf.de

www.ja-zum-leben.de

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