© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/12 28. September 2012

Ein Kronzeuge packt aus
Weltklimarat IPCC: So wird bei den Berichten gemogelt / Ein erhellender Vortrag in Berlin
Ronald Gläser

Im kommenden Jahr soll der fünfte Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) veröffentlicht werden. Dann wird es auch wieder eine Debatte um die Seriosität dieses Reports geben. In der Vergangenheit hatten Manipulationsvorwürfe die Glaubwürdigkeit des Papiers als Ganzes in Mitleidenschaft gezogen.

Nun hat mit einem der Autoren des vierten IPCC-Berichts erstmals ein Insider aus dem Weltklimarat die Methoden enthüllt, unter denen der Bericht zustande kommt: Ross McKitrick, Ökonomieprofessor an der Universität Guelph im kanadischen Bundesstaat Ontario.

McKitrick ist in der vergangenen Woche in Berlin aufgetreten, und was er dort berichtete, untermauert die Zweifel an dem Hunderte von Seiten umfassenden Gesamtwerk. „Es ist sehr schwach und weit weg von akademischen Standards“, sagte McKitrick über den Inhalt der Studie, an der er 2005 und 2006 mitgearbeitet hat.

Zum einen kritisiert er die Zusammensetzung des Autorengremiums. Es wird suggeriert, als wäre die Elite der Wissenschaft zusammen, um die Berichte des IPCC zu schreiben. In Wahrheit entsenden viele Länder gar keine Experten. Jedes einzelne Kapitel wird von Autorengruppen (working groups) erarbeitet. McKitrick war in einer dieser Gruppen und arbeitete an Entwürfen mit. Er mußte jedoch feststellen, daß seine Korrekturvorschläge ohne Begründung regelmäßig zurückgewiesen wurden. Nach Abschluß der Arbeit wurden zudem ohne Diskussion Änderungen eingefügt. Im akademischen Bereich eine inakzeptable Vorgehensweise, so McKitrick.

Der Wissenschaftler weist zudem auf den Einfluß der Lobbygruppe World Wide Fund For Nature (WWF) hin. 28 von 44 Kapiteln seien von Gruppen verfaßt worden, in denen mindestens ein WWF-Mitglied saß. Auch die Führungsgruppen seien von WWF-Leuten dominiert. McKitrick unterbreitet neun Reformvorschläge. So rät er unter anderem dazu, die Berichte der Arbeitsgruppen immer gleich online zu stellen, um nachträglichen Manipulationen durch die IPCC-Strippenzieher einen Riegel vorzuschieben. Die Auswahlkriterien für die Autoren sollten härter werden.

Das Vorwort zu McKitricks Studie hat der frühere australische Premierminister John Howard geschrieben, ein erklärter Gegner der gängigen Erderwärmungsthese. Der Report sei „gut recherchiert“ und seine Lektüre „notwendig“, um den IPCC-Bericht verstehen zu können, so Howard.

Steven McKitrick: What is wrong with the IPCC – Proposals for Radical Reform www.wattsupwiththat.com

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen