© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/12 05. Oktober 2012

Mosab H. Yousef. Ausgerechnet der Sohn eines Hamas-Gründers warnt vor dem Islam
Der grüne Prinz
Marc Zöllner

Das erste Mal saß Mosab Hassan Yousef, der sich heute „Josef“ nennt, im Gefängnis, als er zehn war. Steine habe er auf israelische Panzer geworfen, sei von jüdischen Siedlern zusammengeschlagen und entführt, später von der Armee verhaftet worden. Stolz war seine Familie damals auf ihn, den Unnachgiebigen. Ein Kämpfer zu werden, ein Mudschaheddin im Kampf Palästinas gegen die Besatzer, erzählt der 34jährige aus Ramallah später, sei nicht nur sein Wunsch gewesen, sondern „der Traum eines jeden Kindes dort“.

Doch von Mosab habe man noch mehr erwartet, denn sein Vater, Scheich Hassan Yousef, war einer der sieben Gründer der Hamas. Der Sohn sollte seinem Beispiel folgen, Karriere im Netzwerk der islamischen Widerstandsbewegung machen. Doch mit 18 wurde er erneut verhaftet und vom israelischen Inlandsgeheimdienst Shin Bet gefoltert. Mosab schwor Rache und plante, die Shin Bet als Doppelagent zu unterwandern. Es kam anders.

Nur drei Jahre später konvertierte Mosab zum Christentum, 2005 ließ er sich heimlich an den Ufern des Mittelmeeres taufen. In dieser Zeit vergab er auch seinen einstigen Gegnern, für die er fortan unter dem Namen „grüner Prinz“ – eine Anspielung auf die Rolle seines Vaters innerhalb der Hamas – spionierte. Unzählige Selbstmordattentate habe er seitdem verhindert, berichtet er stolz, aber auch Anschlagsversuche der Israelis auf seinen Vater und andere des Terrors Verdächtige. „Als Christ und Palästinenser konnte ich doch niemanden töten lassen, das ist immerhin mein eigenes Volk“, erklärt er. „Demzufolge arbeitete ich nicht nach den Vorstellungen der Shin Bet, sondern diese nach meinen.“

Nach der Veröffentlichung seines auch auf deutsch erschienenen Buches „Sohn der Hamas. Mein Leben als Terrorist“ beantragte er Asyl in den USA. Er zog nach Kalifornien, schloß sich einer evangelikalen Gruppierung an und predigt seitdem Aufklärung. Sein Vater, der wegen des Sohnes im Gefängnis sitzt, hatte ihn verstoßen und enterbt. „Da spricht nicht das Herz meines Vaters,“ so Yousef, „sondern der Wille seines Gottes, und dieser enthäutet meinen Vater seiner Menschlichkeit.“

Nach dem erzwungenen Bruch mit seiner Familie meint der grüne Prinz, den wahren Feind ausfindig gemacht zu haben: „Ich glaube, der größte Verbrecher ist der Gott des Islam. Mein Wunsch ist aber nicht, die Moslems zu beleidigen, sondern sie aufzuwecken. Sie sollen den Koran lesen und endlich verstehen.“ Zu diesem Zwecke plant Yousef nun, einen eigenen Film über das Leben Mohammads zu drehen. Mel Gibsons „Passion Christi“ habe er sich zum Vorbild genommen. Ein pikantes Unterfangen, denn sein Ziel ist, damit „der moslemischen Welt das wahre Bild ihres Führers zu zeigen“. Ob diese das zu goutieren weiß, ist angesichts der Reaktionen auf den berüchtigten Mohammed-Film allerdings eher unwahrscheinlich.

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