© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/12 05. Oktober 2012

Deutsche Chemieindustrie warnt Kanzlerin Merkel
Hochriskante Energiepolitik
Klaus Peter Krause

In einem Alarmbrief an Angela Merkel fordern die Chemie-Spitzenverbände VCI und BAVC sowie die Chemiegewerkschaft BCE, daß der Strom für die deutsche Industrie bezahlbar und die Energieversorgung sicher bleibt. Dabei heben sie die Bedeutung der Stromversorgung hervor. Die chemische Industrie hat den absolut höchsten Energiebedarf aller Industriebranchen. Ihre Ausgaben für Strom sind ein großer Kostenblock. Für den Industriestandort Deutschland ist die Chemie ein unersetzlicher Eckpfeiler. Was sie herstellt, benötigen nahezu alle produzierenden Wirtschaftszweige.

Dem Umsatz nach rangieren vor der Chemie nur die Autoindustrie und der Maschinenbau. In Europa ist Deutschland mit Abstand der bedeutendste Chemiestandort. Diese Industrie trägt wesentlich dazu bei, daß Deutschland eine führende Exportnation ist. Nach China, den USA und Japan ist Deutschland die viertgrößte Chemienation. Wirtschaftliche Rangstellung und Strom­intensität der Produktion machen verständlich, daß die deutsche Chemieindustrie um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit fürchtet, wenn ihre Stromkosten steigen.

Dieser Anstieg ist durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und die abrupte Abkehr vom Kernkraftstrom zwangsweise vorgegeben. Mit seinem Gesamtpreis für Strom hält Deutschland einen Spitzenplatz. Weil es die „Erneuerbaren“ weiter vorantreibt, wird er sich in wenigen Jahren verdoppelt haben. Zwar ist die Chemieindustrie von der EEG-Umlage inzwischen weitgehend befreit. Diese Subvention soll sie davor bewahren, daß die EEG-Folgen ihre Wettbewerbsfähigkeit belasten und dann Arbeitsplätze verlorengehen.

Aber der Subventionsbetrag wird draufgepackt auf die EEG-Umlage der übrigen Stromverbrauchern. Ihnen drohen Erhöhungen auch noch durch Kostenentlastungen anderer Unternehmen. Da sie für Strom inzwischen ohnehin schon Höchstpreise zahlen müssen, befürchtet die Chemie, daß sie gegen die Überlastung aufbegehren. Darüber hinaus hat die Chemie mit den anderen stromintensiven Branchen und vielen übrigen gewerblichen Stromverbraucher große Sorgen vor Netzzusammenbrüchen und Stromausfällen. Durch den unzuverlässigen Strom aus Wind und Sonne ist die Stetigkeit der Netzfrequenz und der Stromversorgung erheblich gefährdet. Produktionsausfälle und andere Schäden sind die Folge. Deutschland leistet sich als einziges Land auf dem Globus eine teure Verdoppelung seiner Stromerzeugungskapazitäten und seiner Stromnetze.

Die Dauersubventionierung unrentabler Stromerzeugung mit Wind, Sonne und Biogas führt zum unnötigen Verlust vieler Arbeitsplätze. Die sogenannte Energiewende ist nicht nur wegen der horrenden Kosten, sondern auch stromtechnisch ein hochriskantes Abenteuer mit absehbar schlimmem Ausgang.

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