© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/12 05. Oktober 2012

Meinungen statt Nachrichten
Zeitschriftenmarkt: Das Online-Debattenmagazin „The European“ stellt seine erste Druckausgabe vor
Toni Roidl

Das Debattenmagazin The European materialisiert sich außerhalb des Internets. Seit dem 24. September ist der Europäer als gedruckte Ausgabe am Kiosk erhältlich. Herausgeber Alexander Görlich (vormals Cicero) kündigte für das Papierheft eine inhaltliche Kontinuität zur Online-Ausgabe an. Das heißt, keine aktuellen Nachrichten, sondern dezidierte Meinungen. Das Spektrum dieser Meinungen reicht von Autoren wie Volker Beck (Menschenrechtspolitischer Sprecher der Grünen) bis zu Kolumnist Jan Fleischhauer vom Spiegel (Autor von „Unter Linken“). Ob das Konzept auch in der analogen Welt funktioniert, bleibt abzuwarten.

Im ersten Heft findet sich die These, die CDU solle eine schwarz-orange Koalition mit den Piraten eingehen, um Merkels Macht zu retten. Der Latino Julian Castro (Bürgermeister von San Antonio/Texas) wird als „Obamas Reinkarnation“ und idealer US-Präsident ins Glanzlicht gestellt. Die Titelgeschichte „Unsere Welt in 100 Jahren“ will dem Leser vermitteln, das Internet sei „in hundert Jahren ein alter Hut“. Birgit Kelle dagegen liefert konservative Kost. In einem flammenden Pläydoyer fordert sie: „Schluß mit dem Nanny-Staat!“

Die Neuerscheinung zeigt, daß Herausgeber weiter auf Printprodukte setzen, weil noch immer kein Weg gefunden wurde, mit Onlinemedien wirklich Geld zu verdienen. Die gedruckte Zeitung ist also noch nicht tot. Es kommt aber auf den Inhalt an: Während Tageszeitungen und Nachrichtenmagazine weiter erodieren, legen meinungsstarke Blätter zu, was die European-Macher offensichtlich bewogen hat, den Gang an den Kiosk zu wagen.

Vom Umfang her ist das Heft jetzt schon ein Schwergewicht. Mit 160 Seiten ist es dicker als Cicero. The European will in Deutschland mit 50.000 Exemplaren an den Start gehen. Geplant ist eine vierteljährliche Erscheinungsweise. Die Autoren sollen an den Gewinnen aus dem Kioskverkauf beteiligt werden. Ob sie dabei auf ihre Kosten kommen, wird sich zeigen.

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