© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/12 05. Oktober 2012

Haltungsnote
Adel verpflichtet
Christian Schwiesselmann

Ulrich Habsburg-Lothringen – das klingt wie ein mächtiges Alpen-Echo aus der glückseligen k.u.k-Zeit. Bis heute kämpft der Nachfahre des österreichisch-ungarischen Herrscherhauses damit, seine Familie und 50.000 weitere Blaublüter zumindest im öffentlichen Ansehen wieder in den alten Stand zu setzen.

Die eifernden Sozialisten hatten seinen Vorfahren nach dem Ersten Weltkrieg nämlich jede politische Tätigkeit untersagt, das Adelsaufhebungsgesetz und weiteres Ungemach in der Verfassung der Ersten Republik zementiert. Daß es mit dem 1941 in Wolfsberg geborenen Forstwirt ausgerechnet einem grünen Regionalpolitiker aus Kärnten gelang, den Habsburger Paragraphen aus dem Bundesverfassungsgesetz von 1920 zu kegeln, ist Ironie der Geschichte.

Nun möchte der promovierte Gutsbesitzer, der 2010 als Kandidat bei der Bundespräsidentenwahl an- und bei den Grünen austreten wollte, die Adelstitel in Österreich wieder als offiziellen Namensbestandteil zurückerobern. Das würde die Polarisierung zwischen Aristokraten und Nichtaristokraten lindern, erklärte er im Wiener Kurier.

Der Ur-Ur-Ur-Ur-Urenkel Maria Theresias sieht den Adel „als wichtigen Teil der Geschichte“ und wünscht sich das „von“ spätestens zum 100. Geburtstag der Republik 2018. „Eine Gleichstellung der Adelstitel innerhalb der EU muß früher oder später sowieso kommen, da es bei international verzweigten Familien nicht haltbar ist, wenn ein Teil den Adelstitel führen darf und der andere Teil nicht“, argumentiert Habsburg-Lothringen geschickt – kürzlich auch als Referent bei den 21. Zeitgeschichts-Tagen in Braunau am Inn.

Der angehende Erbherzog zeigt, daß man das europäische Gemeinschaftsrecht auch für – im besten Sinne – „reaktionäre“ Zwecke nutzen kann. Ein echter Habsburger eben.

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