© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/12 12. Oktober 2012

Politiker und ihre Nebenverdienste
Was wichtiger wäre
Christian Vollradt

Natürlich steckt eine Menge wahlkämpferisches Kalkül hinter dieser seltsamen Parteien-Allianz von Linkspartei bis CDU/CSU und FDP, die sich da gegen den frisch erkorenen SPD-Spitzenkandidaten Peer Steinbrück verbündet hat, der mit seinen horrenden Honoraren in die Schlagzeilen geraten ist. Die Empörung im Glashaus ist unangebracht, denn Spitzen-Hinzuverdiener sind ein nicht auf eine politische Farbe beschränktes Phänomen. Es ist auch kein Skandal, daß Politiker mit ehrlicher Arbeit (im weitesten Sinne) gutes, gar sehr gutes Geld verdienen. Ohnehin sitzt schon jetzt zuviel öffentlich alimentiertes Funktionärstum in unseren Hohen und halbhohen Häusern, das „Politik als Beruf“ und nicht als Berufung versteht; das von den Diäten abhängig ist und deswegen auf Stühlen klebt, die auch mal verlassen werden müßten.

Die Steuererklärung von Steinbrück & Co. geht den Wähler nichts an. Und wer für Vorträge bei Großbanken oder vor Versicherungsvertretern Geld bekommt, ist auch nicht korruptionsanfälliger als der, der für lau mal ans Buffet darf. Skandalös ist, daß ein Abgeordneter offenbar zuviel Zeit hat, weil das Parlament – siehe die „Euro-Rettung“ – im Abnick-Modus läuft; daß die verbliebene Arbeit längst vom steuerfinanzierten Mitarbeiterheer in den üppig ausgestatteten Fraktionen gemacht wird oder gar an Anwaltskanzleien „outgesourct“ wird. Liebe Politiker, macht nicht Eure Einkünfte, macht Eure Arbeit transparent!

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