© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/12 12. Oktober 2012

Wolfgang Dvorak-Stocker bietet in Frankfurt Unkorrektes für politisch Interessierte
Der Verleger
Lothar Höbelt

Wer auf der Frankfurter Buchmesse nach einem Geheimtipp sucht, sollte außer beim Wiener Karolinger Verlag (JF 42/11) am Stand E 145, Halle 4.1 auch einen Besuch beim Grazer Stocker-Verlag (Halle 3.1, Stand G 156) einplanen. Zwar verdient das Traditionshaus sein Geld mit Agrar-Titeln, doch Verleger Wolfgang Dvorak-Stocker leistet sich ganz im Stil bürgerlichen Mäzenatentums eine stille Sparte konservativer Publizistik.

Der höfliche Herr, Jahrgang 1966, stets mit dezentem Dreiteiler und extravaganter und doch zurückhaltender Barttracht, gehört zu jener angenehmen Spezies echter Konservativer, die ihr Bekenntnis lieber leben, als es vor sich herzutragen. In seiner Heimat gilt er zwar als „Nationaler“, sprich jemand, der Österreich nicht aus der deutschen Geschichte hinausreklamieren möchte, ist dabei aber ein bekennender, ja kämpferischer Katholik, der es nicht lustig findet, wenn ein Eisbecher „Sieben Todsünden“ heißt. Nicht aus Mangel an Humor, sondern weil sein Sinn von „preußischer“ Ernsthaftigkeit ist, Stocker fühlt sich einer Idee verpflichtet.

 Schon damit steht der Verleger quer zur Spaßgesellschaft, erst recht aber mit dem politischen Teil seines Programms, das er in den 2004 eigens dafür gegründeten Ares Verlag ausgelagert hat. Immer wieder muß er Angriffe der österreichischen Grünen abwehren, die vergeblich versuchen, ihn unter Druck zu setzen. 

Bereits Großvater Leopold nutzt den 1917 aus der Taufe gehobenen Verlag – der zeitweilig allerdings auch Antisemitisches im Programm hatte – als Plattform für die Politik. Die ebenfalls von ihm gegründete Partei, Landbund für Österreich, stellte drei Vizekanzler und war ab 1927 Bestandteil der Regierung.

Enkel Wolfgang hat zwar keine parteipolitischen Ambitionen, schloß sich aber als Geschichtsstudent in Wien der Jungen Europäischen Studenteninitiative an, einer in den achtziger Jahren recht erfolgreichen, explizit konservativen Gruppierung, die sich an Otto von Habsburg und Franz Josef Strauß orientierte.

Stocker veröffentlichte Klassiker des Konservatismus, wie Armin Mohlers „Die Konservative Revolution in Deutschland“ oder Caspar von Schrenck-Notzings „Lexikon des Konservatismus“, ist Herausgeber der Zeitschrift Neue Ordnung, einer Art reaktionäres Schatzkästlein. Sowie Mitherausgeber der Sezession, der führenden rechtsintellektuellen Kulturzeitschrift in Deutschland. Mit Gründung des Ares Verlags versucht Stocker, das politische Programm aktueller zu entwickeln. Mit Erfolg: Derzeit erregt er Aufmerksamkeit mit der Veröffentlichung der Erinnerungen des thüringischen Ex-Verfassungsschutzchefs Helmut Roewer, in dessen Zeit der Beginn der mutmaßlichen Terrortruppe NSU fällt und zu deren Präsentation letzte Woche in Berlin sich die gesamte Hauptstadtpresse einfand (siehe Seite 6).

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