© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/12 12. Oktober 2012

Blick in die Medien
FR plant Rückzug aus Printgeschäft
Toni Roidl

Steht die SPD-nahe Frankfurter Rundschau vor dem Aus? Der Mediendienst Kress meldet, daß die Eigentümer den vollständigen Umzug ins Internet und damit die Einstellung der Druckausgabe prüfen. Abonnenten werden bereits befragt, ob sie ihr Blatt-Abo gegen eine App eintauschen.

Die Alternative wäre ein „Weiterwursteln wie bisher“. Die FR ist chronisch klamm. 2003 mußte das defizitäre Blatt vom Land Hessen gestützt werden. Dann übernahmen DDVG und DuMont (Berliner Zeitung, Kölner Stadtanzeiger) das Ruder. Sie konnten die Erosion aber nicht bremsen. Von über 90.000 sank die Zahl der Abonnenten auf 66.000. Seit dem Umzug nach Berlin produziert die Frankfurter Redaktion nur noch einen besseren Lokalteil. Obwohl die Beschäftigten bereits auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten, wurden 58 der verbliebenen 190 Redaktionsstellen abgebaut. 2011 soll das Minus 20 Millionen Euro betragen haben. Es ist die immergleiche Abwärtsspirale: weniger Umsatz, weniger Investitionen, weniger Leser.

Kein Wunder, daß Verleger, Gewerkschafter und linke Ikonen wie Jürgen Habermas nach staatlichen Hilfen und Erleichterungen für die „Qualitätspresse“ rufen.

Ähnliche Pläne betreffen anscheinend auch die Financial Times Deutschland. Abos und Kioskverkäufe sind rückläufig. Jetzt enthält die FTD in der Woche nur noch zwei statt vier Bücher. Die Wochenendausgabe nimmt dagegen zu. Gruner + Jahr nennt das „neue Struktur“. Zu dem Konzept gehört eine Tablet-App, die langfristig die gedruckte Wochenausgabe ersetzen könnte.

Bei der FR wird offiziell abgewiegelt: Es handele sich lediglich um eine Zufriedenheitsumfrage. Weil man „in abgelegenen Gebieten Norddeutschlands“ nicht mehr tagesaktuell ausliefern könne, prüfe man nun, ob bei den Lesern Interesse an einer Digitalausgabe bestehe. Klingt ja sehr überzeugend.

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