© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/12 12. Oktober 2012

Schulbauer in Uniform
Fernsehkritik: Die ARD zeigt einen klischeebeladenen Spielfilm über den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan
Marcus Schmidt

Die Geschichte ist schnell erzählt. Deutsche Soldaten in Afghanistan bauen eine Schule wieder auf, die von Amerikanern zerstört wurde, überzeugen den Dorfältesten davon, auch die Mädchen zur Schule zu schicken, und am Ende stirbt ein Bundeswehrsoldat, der auch noch aus Afghanistan stammt. So weit, so klischeehaft.

Daß der Film „Auslandseinsatz“, den die ARD am Mittwoch zeigt, trotzdem erwähnenswert ist, liegt an den durchweg ausdrucksstarken Schauspielern und an der Tatsache, daß ein öffentlich-rechtlicher Sender sich überhaupt dem in den Medien häufig verdrängten Thema Krieg in Afghanistan widmet.

Mit Max Riemelt („Im Angesicht des Verbrechens“) und Devid Striesow („Gier“, „Yella“) bringt der Film zwei Hochkaräter der jüngeren Schauspielergeneration vor die Kamera, die ihre Rollen gekonnt ausfüllen. Und auch wenn sich der Plott an der lange Zeit gültigen Lesart des Afghanistaneinsatzes als humanitäre Mission zum Schulbau und Brunnenbohren orientiert, bekommt der Zuschauer zumindest eine Ahnung davon, wie es unseren Soldaten am Hindukusch eigentlich ergeht. Auch wenn Afghanistanveteranen vermutlich nicht nur angesichts der in Marokko gedrehten Bilder der Eindruck beschleicht, sie sitzen im falschen Film.

„Auslandseinsatz“, ARD, Mittwoch, 17. Oktober, 20.15 Uhr

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