© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/12 12. Oktober 2012

Leserbriefe

Zu: „Der Wert der Riten“ von Karlheinz Weißmann, JF 41/12

Riten nur ein Machtmittel

Riten haben nur einen Wert für kirchliche Organisationen. Sie sind ein Mittel, ihre Anhänger abhängig zu machen und so die Macht der Kirchen zu festigen. Es lohnt sich, die Bergpredigt zu lesen und das Leben Jesu als Vorbild für sein eigenes Leben aufzufassen.

Dr. Ulrich Röhr, Hamburg

 

 

Zu: „Warum weichen wir?“ von Michael Paulwitz, JF 40/12

Mit zweierlei Maß gemessen

Der Autor weist zu Recht darauf hin, daß in puncto Religionen in Deutschland und Europa mit zweierlei Maß gemessen wird. Am besten sieht man das an den Empörungsritualen im Zusammenhang mit dem Prozeß gegen die russischen Damen von „Pussy Riot“, die auf übelste Weise Blasphemie geübt hatten. Diese Frauen, die die christliche Religion verunglimpft haben, werden von etwa den gleichen Leuten in Schutz genommen, die andererseits das Schmähvideo gegen Mohammed nur zu gerne verbieten lassen würden und höchstes Mitgefühl mit den islamischen Opfern der Schmähkampagne ausdrücken.

Agnes Straub, Karlsruhe

 

Zeitpunkt längst überfällig

Das „Warum“ beantwortet dieser ausgezeichnete Beitrag eindringlich, doch das „Wir“ (die Deutschen) bleibt sehr vage. Korrekturbedürftig erscheint auch das Fazit: Denn es ist nicht nur „ein guter Zeitpunkt, um die Auseinandersetzung mit Gelassenheit und Stärke aufzunehmen“, sondern ein höchst überfälliger.

Hans-Christian Hartig, Goch

 

 

Zu: „Sozialismus statt Freiheit“ von Bernd- Thomas Ramb, JF 40/12

Bald grüßt uns wieder die DDR

Traut man den derzeitigen statistischen Daten, nimmt unser Staat die höchsten Steuern in der Geschichte der BRD ein. Der schwäbische Haushaltsverwalter läßt sich sogar als Sparminister feiern und von der linken Opposition beschimpfen, daß er nur ein paar Milliarden weniger neue Schulden aufnimmt. Das ist unglaublich. Als Deutscher in der ehemaligen DDR habe ich derartige planmäßige Verdummungen zur Genüge kennengelernt. Jetzt muß ich enttäuscht erkennen: Sozialistische Umverteilungsansätze haben sich in der BRD-Gesellschaft einen breiten Raum erkämpft.

Der sogenannte Besserverdienende ist in dem heutigen Staat die gemolkene Kuh, wobei die hohe Einkommens- und oft auch Gewerbesteuer nur ein Teil der für ihn anfallenden Abgaben sind. So zahlt er aufgrund seines höherwertigen Konsums auch mehr Umsatzsteuer. Da er aus Zeit- und Effektivitätsgründen viele Dienstleistungen um sein Eigentum herum erledigen läßt, schafft er zudem steuerwirksame Arbeitsplätze – um nur einige Argumente zu nennen.

Die Umverteilungs-Gutmenschen erkennen leider nicht selbst, daß sie mit dieser Politik des Absahnens und der Schaffung von sozialem Neid sämtlichen Leistungswillen, die Triebkraft einer gesunden gesellschaftlichen Entwicklung, kaputtmachen. Dagegen muß endlich Stellung bezogen werden. Sonst lassen bald die realsozialistischen Ergebnisse der Wirtschafts- und Sozialpolitik der ehemaligen DDR grüßen.

Reinhard Nickel, Brandenburg

 

 

Zu: „‘Wir lassen das nicht zu’“ von Henning Hoffgaard, JF 40/12

Die Massenmedien schweigen

Mohammed-Karikaturen oder dieser verunglimpfende Film verletzen den Respekt vor den Menschen muslimischen Glaubens. Das ist gezieltes Aufhetzen und Provozieren. Aber abgesehen davon, wäre es auch allerhöchste Zeit, gegen die Behandlung von Christen in islamischen Ländern zu protestieren. Diese erleben zur Zeit Enteignung von Hab und Gut, Vertreibung und Mord. Doch davon berichtet keiner in den Massenmedien. Der „Arabische Frühling“ ist für die Christen eher eine Vertreibung aus der Heimat. Ihre Sicherheit hat sich seither bedeutend verschlechtert. Aber für sie regt sich hier weder ein energischer Protest von seiten der hiesigen großmundigen Multikulti-Politiker noch eine Demonstration.

Gerd Müller, Frankenthal

 

 

Zu: „Die ausgebliebene Gegenreformation“ von Karlheinz Weißmann, JF 40/12

Kohl wird jetzt echt ´ne Marke

Helmut Kohl hatte sich schnell nach seiner Amtsübernahme von der „geistig-moralischen Wende“ verabschiedet. Dafür wird er jetzt ab 11. Oktober mit einer 55-Cent-Briefmarke geehrt. Verabschieden können sich mit ihm daher auch bald alle Bundesbürger, die – noch – Briefe schreiben und in Kohl ihr Idol gesehen haben. Es ist die erste Marke für einen noch lebenden deutschen Bundeskanzler! Mit der Tariferhöhung zum Jahreswechsel erwartet die Marke Kohl aber nur eine geringe Lebenszeit.

F. Peter Wilhelm, St. Ingbert

 

 

Zum Leserbrief: „Billige Wasserstraßen ein Märchen“ von Udo Knau, JF 40/12

Main-Donau-Kanal ist effizient

Bezüglich des Main-Donau-Kanals irrt Leser Knau gewaltig. Im Nürnberger Hafen, der gerade sein 40jähriges Bestehen feiert, werden inzwischen jährlich 15 Millionen Tonnen an Gütern umgeschlagen. Wo früher Brachland war, haben sich 260 Firmen von meist bundesweitem Ruf angesiedelt, die über 5.600 Menschen Arbeit und Brot geben und kräftig Steuern zahlen. Zur Aufrechterhaltung eines gleichmäßigen Wasserstands im Kanal wurden die Fränkischen Seen geschaffen, die mit Donauwasser versorgt werden. Sie sind für uns Franken ein wahrer Schatz: Badeseen von jeweils ungefähr der Größe des Tegernsees im wasserarmen Franken sind ein Segen für Wassersportler, zum Beispiel  für Segler und Windsurfer am Brombachsee und Altmühlsee. International bekannt sind die Weltmeisterschaften im Triathlon am Rothsee. Die Seen bieten zudem Schutz gegen Überschwemmungsgefahr und Wasserknappheit. Ökologie und Ökonomie haben gewaltig profitiert.

Dr. Reinhard Böhler, Lauf

 

 

 

Zu: „Zitate / Anshu Jain“, JF 39/12

In Deutscher Bank der Teufel los

Der Vorstand der „Deutschen Bank“, der nicht deutschsprechende Inder Anshu Jain, prophezeit unverblümt die Inflation, das heißt die Enteignung und Verarmung der Normalbürger der Euro-Zone, die „der Preis für Europa“ seien, der „sich langfristig lohne“. Was ist an einem verelendeten Europa mit einer Weichwährung erstrebenswert? Welcher Politiker wendet sich gegen diese Ungeheuerlichkeit? Keiner – sollte es jemanden geben, wird er totgeschwiegen. Welcher Kommentator der tonangebenen Medien greift das Thema auf? Keiner. Wo bleibt der Aufstand des Volkes, dessen Wohlstand geplant vernichtet werden soll? Fehlanzeige; solche Nebensächlichkeiten scheinen niemanden zu jucken, das Oktoberfest ist wichtiger. Schon Goethe ließ im „Faust“ Mephisto spotten: „Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er es beim Kragen hätte.“

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Neuer Blick auf einen Klassiker“ von Jörg Bernhard Bilke, JF 38/12

Nur beim Tod ist hier nichts neu

Der Bericht über die Dauerausstellung in Weimar ist in einem bedeutsamen Punkt kein „neuer Blick“. So heißt es bei Ihnen, Goethe habe – gemäß dem allgemeinen Brauch – dafür votiert, daß es „räthlicher sein möge, die Todesstrafe beyzubehalten“, woraufhin vor den Toren der Stadt die junge Anna Catharina Höhn „wegen Kindsmords“ geköpft wurde.

Dabei war das, was der Herzog wollte, durchaus neu. Es paßte zu einem Trend der damals diskutierten Rechtsreform, die den Kindesmord zu ihrem Schlüsselproblem machte. Ihr Auslöser, Cesare Beccaria, plädierte in seinem Buch „Über Verbrechen und Strafen“ (1764) wohl gegen die Todesstrafe, zugleich aber für ihren pädagogisch wirksameren Ersatz durch regelmäßig wiederholtes öffentliches Anprangern und Auspeitschen.

Die Todesstrafe für Kindesmord war für den Fall Höhne vom Gericht verhängt worden, wurde aber keineswegs regelmäßig verhängt und sollte nun gänzlich abgeschafft werden. Wer die betreffenden Gutachten sorgfältig liest, kommt zu dem Schluß, daß alle drei Räte, so höflich verschnörkelt sie sich des Herzogs wegen ausdrückten, das Ende mit Schrecken eindeutig humaner fanden als die von der Kritik bevorzugte Alternative einer Folter mit „Schmerz und Schande“ ohne Ende. Goethes Urteil im Sinne seiner Menschlichkeit (von „unserer“ können wir schlecht sprechen) und seines Gretchens dürfte dabei entscheidend ins Gewicht gefallen sein, auch für den Herzog, der ja die Empfehlung des Consiliums befolgte. Umständlich nachzulesen ist das in meinem Beitrag in den Oxford German Studies 2002 (S. 63-102) sowie in meinem Goethe-Buch, Frankfurt 2004, das bis heute offenkundig nur wenige in Deutschland interessierte.

Prof. em. Dr. Wolfgang Wittkowski, Albany/New York

 

 

Zu: „Deutscher Mythos mit Charakterkopf“ von Thorsten Hinz, JF 38/12

Weimar scheiterte mit der SPD

Unterschlagen wird in der Debatte um Hindenburg, daß die SPD im März 1930 wegen einer Lappalie – infolge leerer Kassen sollte der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung von 2,5 auf 3 Prozent angehoben werden, wobei die Hälfte der 0,5 Prozent die Arbeitgeber übernehmen sollten – die Regierung Müller zum Rücktritt gezwungen hat. Begründung: Wir können ein imaginäres Staatsinteresse nicht über das proletarische Klasseninteresse stellen. In der Folgezeit betrieb die SPD zusammen mit KPD und NSDAP eine Politik gegen das erste Präsidialkabinett des Demokraten Brüning, der nach wenigen Monaten aufgab. Nach den Wahlen im September 1930 war eine sich auf Mehrheiten stützende Regierung nur mit der SPD möglich, die sich verweigerte. Es folgte die Zeit der wechselnden Präsidialkabinette und Notverordnungen, die Wähler wanderten zu den radikalen Parteien ab. Mithin läßt sich das Fazit ziehen, daß die SPD damit zum Steigbügelhalter der NSDAP wurde. Hindenburg blieb vor diesem Hintergrund am Ende gar keine andere Wahl.

Dr. Manfred Förster, Einbeck

 

 

Zu: „Stahlhart für Preußen“ von Guntram Schulze-Wegener, JF 38/12

Macht als Grundlage aller Politik

Es befremdet, daß Sie in der Beurteilung von Bismarcks Politik und deren äußeren Bedingungen bis in die Wortwahl hinein dem Klischee unserer Tage entsprechen. Mir scheint die Darstellung von Bismarcks politischen Intentionen im Kampf mit dem Abgeordnetenhaus zu holzschnittartig geraten zu sein. Symptomatisch hierfür ist die Auslassung einer Parenthese im Zitat aus der – aus liberaler Sicht berüchtigten – „Eisen und Blut“-Rede. Die martialische Metapher klang in der damaligen Zeit nicht ungewöhnlich, und erst die eingefügte Parenthese läßt den Sinn des Ganzen erkennen. Sie lautet: „(...) das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen“. Worum ging es also? Es ging um die Einigung Deutschlands mit Hilfe preußischer Machtpolitik, also mit Hilfe des Heeres, das die national-liberalen Parteien gerade abschaffen wollten. 1866 hatten die meisten Liberalen die innere Größe, einzugestehen, daß sie unrecht gehabt hatten. Nicht nachvollziehbar ist auch die Tendenz des Autors, Bismarck als skrupellosen Machtpolitiker darzustellen, der schon einmal „brutal“ hinlangen konnte. Macht- und Interessenpolitik trieben damals alle Staaten, wobei insbesondere die englische Politik zu moralisierender Heuchelei neigte. Auch Frankreich wäre hier zu erwähnen. Daß die Reichseinigung durch drei kunstvoll begrenzte Kriege erreicht wurde und nicht durch „Verständigungsnoten“, hat schlicht damit zu tun, daß die europäischen Großmächte keinen deutschen Nationalstaat zulassen wollten.

Bismarck erreichte auf seine Weise die Hegemonie Preußens in Deutschland (nicht über Europa!) und damit das Mögliche an deutscher Einheit. Voraussetzung dazu waren seine klaren Vorstellungen vom europäischen Mächtesystem und sein Erkennen der modernen Triebkräfte wie der industriellen Revolution und des Aufstiegs des national-liberalen Bürgertums. Außenpolitisch war für ihn die preußische Niederlage von Olmütz 1850 ein grundlegendes Erlebnis gewesen. Ganz Europa stellte sich gegen Preußen, und Österreich im Bunde mit Rußland zwang Friedrich Wilhelm IV. im Abkommen von Olmütz zu einer schimpflichen Kapitulation, bevor überhaupt eine Schlacht stattgefunden hatte. Dieses „Olmütz“ hatte Bismarck stets im Bewußtsein. Er war sich bewußt, daß Macht die Grundlage jeglicher Politik ist.

Wilhelm Hacke, Witten

 

 

Zu: „Jagdszenen in Mannheim“ von Henning Hoffgaard, JF 38/12

Gemeinsame Zerstörung

Polizisten verteidigen den Staat, also uns, im Inneren; Soldaten tun dies nach außen. Der Einsatz von Waffen ist demnach als „Notwehr der Gesellschaft“ zulässig. Politiker, die den Mob einladen, und Polizisten, die sich vor dem Mob zurückziehen, arbeiten gemeinsam an der Zerstörung unseres Gemeinwesens.

Werner B. Wegmann, Ludwigshafen

 

Öffentlich-rechtlich kapituliert

Was der Bürgermeister von Mannheim im Bagatellisieren der kurdischen Gewalttaten auf kommunaler Ebene betreibt, findet bundesweit seine kongeniale Fortsetzung in der Berichterstattung der ARD. So erwähnte die Tagesschau vom 9. September die Ereignisse mit keinem Wort, dafür um so ausführlicher die Vorkommnisse in Syrien und anderen Erdteilen. Wenn deutsche Polizisten in großer Zahl von gemeingefährlichen Ausländern angegriffen und verletzt werden, ist das dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen offenbar im Interesse eines „friedlichen“ multikulturellen Zusammenlebens und eines feigen „Rechtsfriedens“ keine Erwähnung wert. Die Polizei wird ja ohnehin kritisch beäugt und taugt allenfalls als Prügelknabe.

Dr. jur. Klaus Goeckel, Sinzig

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