© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/12 12. Oktober 2012

Frisch gepresst

Bismarck. Jonathan Steinbergs dickleibige Bismarck-Biographie prunkt auf dem Umschlag mit einem Zitat Henry Kissingers: Es sei die beste Studie zu diesem Thema, die in englischer Sprache vorliege. Das ist ein zweischneidiges Lob, denn die Zahl monographischer Bemühungen von angelsächsischen Historikern um Otto von Bismarck ist überschaubar. Genau genommen steht Steinbergs Arbeit nur mit der zweibändigen Biographie des Deutschamerikaners Otto Pflanze in Konkurrenz, die 1990 bei Princeton University Press erschien. Und demgegenüber hat Steinberg dann wohl eher die zweitbeste Studie vorgelegt. Was auch damit zusammenhängt, daß er glaubt, das Gros der deutschen Bismarck-Forschung, zumal der Anstrengungen aus der Zwischenkriegszeit, souverän ignorieren zu dürfen. Daher allein gestützt auf jüngere Standardwerke von Lothar Gall und Ernst Engelberg, ist ein Porträt des „Eisernen Kanzlers“ entstanden, das eher düster ausfällt und dessen Schwarzweißtechnik nicht unerhebliche Anleihen bei den antipreußischen Schablonen angelsächsischer Kriegspropaganda unseligen Angedenkens macht. (wm)

Jonathan Steinberg: Bismarck. Magier der Macht. Propyläen Verlag, Berlin 2012, gebunden, 752 Seiten, Abbil-dungen, 29,99 Euro

 

Bonner General. Als Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) 2011 ins Amt kam, traf er auf eine Armee, die immer noch auf den Fundamenten ruht, an denen sein Vater maßgeblich mitgebaut hat. Ulrich de Maizière, von 1966 bis 1972 Generalinspekteur, war eine der prägendsten Gestalten der neugegründeten Bundeswehr. Nicht zuletzt durch die Innere Führung, zu deren Vätern er zählt, hat er der Armee seinen Stempel aufgedrückt. Das Militärgeschichtliche Forschungsamt widmet nun dem 2006 verstorbenen „General der Bonner Republik“ zum 100. Geburtstag eine umfangreiche Biographie. Dabei scheint bei allem Wohlwollen für de Maizières Verdienste immer wieder das Unbehagen des Autors darüber durch, daß der spätere Generalinspekteur schon in der Wehrmacht Karriere gemacht hat und bis zum Ende der Regierung Dönitz der Wehrmachtsführung angehörte. Den Wert der detailreichen Studie für das Verständnis der Gründungsphase der Bundeswehr trübt derlei Zeitgeistkolorit jedoch nicht. (ms)

John Zimmer-mann: Ulrich de Maizière, 1912 bis 2006. General der Bonner Republik. Oldenbourg Verlag, München 2012, gebunden, 534 Seiten, Abbil-dungen, 34,80 Euro

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