© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/12 12. Oktober 2012

Frisch gepresst

Die Grünen. In den Achtzigern gehörten die Grünen zum vetrauten Inventar. Man sah komische Vollbart- und Batiktuch-TrägerInnen in den Bundestag ziehen, erlebte den Stadtverband Posemuckel beim Sonnenblumenverteilen oder beim Irgendwo-gegen-Anketten. Und das Plakat mit der naiven Malerei und dem Spruch „Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geborgt“ ließ sich gut gegen die eigenen Eltern in Stellung bringen. Später waren Grüne überall, irgendwann saßen sie sogar in Regierungen. Manfred Güllner, Gründer des Meinungsforschungsinstituts Forsa, hat aus der Perspektive des Demoskopen die Genese der Trendfarbe Grün nachgezeichnet und dabei ordentlich am Lack der Nachhaltigkeits-Taliban gekratzt. Tenor: Die Grünen sind eine Milieupartei der im öffentlichen Dienst beschäftigten Bildungsbürger, doch durch ihre personelle Verankerung im Bildungs- und Mediensektor üben sie mehr Einfluß auf unser Gemeinwesen aus, als ihnen per Wähleranteil zustünde. Für unsere Demokratie besorgniserregend ist, daß nahezu alle anderen Parteien wesentliche Bestandteile dieser Karottenkuchen-Klientel mit ihrem Programm bedienen, anstatt Widerstand gegen die grüne Dominanz zu leisten. (vo)

Manfred Güllner: Die Grünen –         Höhenflug oder Absturz. Herder Verlag, Freiburg 2012, Verlag,      gebunden, 180 Seiten, 16,99 Euro

 

Überall Nazis. NSU, NPD, AN (Autonome Nationalisten), PI (Politicaly Incorrect), Pro: Die beiden Journalisten Toralf Staud und Johannes Radke lassen nichts aus, was sich nach ihrer Ansicht irgendwie unter das Etikett „extreme Rechte“ pressen läßt. Ihre Wahrnehmung, das Thema Rechtsterrorismus und -extremismus sei schon wenige Wochen nach dem Auffliegen der mutmaßlichen Zwickauer Terrorzelle aus dem öffentlichen Fokus gerutscht, wirkt angesichts von mehreren Untersuchungsausschüssen und den täglichen Schlagzeilen zu dem Fall gelinde gesagt doch etwas weltfremd. Seltsam mutet auch das Kapitel über sogenannte „Rechtspopulisten“ und „islamfeindliche“ Gruppen wie die Pro-Bewegung an. Denn an deren konstanter Erfolgslosigkeit bei Wahlen kommen auch die Autoren nicht vorbei. Macht aber nichts. Gefährlich sind diese trotzdem. Schließlich lasse sich das „öffentliche Klima“ auch ohne Parlamentsmandate vergiften. Und welches Wählerpotential durchaus für solche Kräfte bestehe, habe nicht zuletzt Thilo Sarrazin mit seinem aus „Wohlstandschauvinismus, Rassismus und Kulturpessimismus“ bestehenden Verkaufsschlager „Deutschland schafft sich ab“ bewiesen. (krk)

Thoralf Staud, Johannes Radke: Neue Nazis. Jenseints der NPD. Populisten, Autonome Nationalisten und der Terror von rechts. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012, broschiert, 272 Seiten, 9,99 Euro

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