© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/12 19. Oktober 2012

Multikulturelle Utopie
Die Stimmung kippt
Klaus Hornung

Bei der Gründung der Vereinten Nationen im Juni 1945 verkündete der amerikanische Präsident Harry S. Truman die politische Vision seines Landes: Nun, nach dem Ende der Hitler-Diktatur, werde es möglich, „to stop war definitely“, den Krieg ein für allemal abzuschaffen.

45 Jahre später war mit dem Ende der Sowjet-union die gleiche voreilige Hoffnung verbunden. Doch kaum hatten die Sowjets das Zeitliche gesegnet, wurde die globale Szene, beginnend im sich auflösenden Jugoslawien, von neuen Kriegen, Krisen und Konflikten erschüttert.

Zwei neue totalitäre Grundwellen prägen den Beginn des 21. Jahrhunderts: der militante und terroristische Islamismus sowie der amerikanische Imperialismus in Vorder- und Zentralasien. Niemand kann sagen, wer von beiden dabei die Henne und wer das Ei war.

Sicher ist, daß der neue amerikanisch-westliche Imperialismus von einer Allianz globaler finanzkapitalistischer Machtgruppen mit linksprogressiver Medienmacht getragen wird, von einer multikulturellen Ideologie, die der Vorbereitung auf die One World dient, in der schließlich Islam und westlicher Finanzkapitalismus wie Löwen und Lämmer paradiesisch nebenbeinander weiden sollen.

Dieses Grand Design westlicher „Eliten“ wird nun schon seit Jahrzehnten den Massen bei uns eingebleut – mit den totalitären Methoden der Political Correctness und ihren medialen Lynch-Aktionen gegen die Abweichler. Das jüngste Beispiel bot in Deutschland der „Fall“ Thilo Sarrazin und jetzt erneut die Affäre um den französischen Schriftsteller Richard Millet.

Die multikulturellen Gesinnungswächter werden ungemütlich, wenn sie auf den Widerstand gegen die westliche Selbstpreisgabe, die „Agonie der europäischen Kultur“ (Millet) stoßen. Der Kampf des Multikulturalismus scheint sich in den Fällen Sarrazin und Millet indes überschlagen zu haben. In Deutschland hat eine Mehrheit die Gesinnungspolizei der gutmenschlichen Meinungsbildner satt, wie man an der Resonanz auf Sarrazins Bücher ablesen kann. Und Millet findet in Frankreich die Solidarität eines wachsenden Teils der literarischen Intelligenz, wie sie noch vor Jahren nicht möglich gewesen wäre.

Mehr denn je gilt die Mahnung des Perikles: Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.

 

Prof. Dr. Klaus Hornung lehrte Politikwissenschaft an der Universität Hohenheim.

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