© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/12 19. Oktober 2012

Keine Fusion der Luftfahrt- und Rüstungskonzerne EADS und BAE
Europäische Solisten
Erik Dannenberger

Die Argumente für eine Fusion des europäischen Luftfahrtgiganten EADS mit der britischen Rüstungsschmiede BAE klangen plausibel. Es würde ein Konzern entstehen, der auf den zwei Säulen ruht: Luftfahrt und Verteidigung. So könnten Risiken besser ausbalanciert werden. Durch eine Zurückdrängung des staatlichen Einflusses aus Paris und Berlin hätte betriebswirtschaftlich effizienter agiert werden können. Dank BAE wäre man auf dem US-Verteidigungsmarkt etabliert, ein Ziel, das für die EADS allein aussichtslos ist. Und schließlich würde durch die Fusion ja auch noch der vielbeschworenen Europäisierung der Verteidigung von seiten der Industrie Rechnung getragen.

Die Aktienmärkte haben diese Argumente nicht überzeugt. Der EADS-Kurs brach massiv ein, jener von BAE geringer, weil die Anteilseigner auf eine für sie unangemessen günstige Quote hoffen durften. Diese Skepsis der Investoren war berechtigt. BAE ist ein Moloch, dessen Portfolio und Strukturen längst auf den Prüfstand gehören. Seine Erfolge in den USA hängen am seidenen Faden. Der US-Wehretat steht unter Druck, der Wettbewerb um knappere Budgets wird schärfer werden. Ein Aufgehen von BAE in einem EU-Konzern hätte den dortigen Rüstungskonzernen Argumente geliefert, die Abschottung des US-Marktes auch gegen diesen Wettbewerber zu verlangen.

Die EADS-Führungsriege wird begreifen müssen, daß ihr Unternehmen nicht nur seine Entstehung der steuerfinanzierten Industriepolitik verdankt, sondern auch weiterhin von dieser geprägt bleiben wird. Die Geschäftsfelder, auf denen es sich bewegt, kennen keine Märkte im Sinn der reinen Lehre. Das Interesse der beteiligten Staaten an strategischem Einfluß und dem Erhalt hochqualifizierter Arbeitsplätze ist berechtigt. Von einem Rüstungsgiganten könnten sich die weiterhin nationalen Beschaffer von wehrtechnischem Gerät nur eine Schwächung ihrer Kundenmacht erwarten. Sie dürfen daher aufatmen, daß die Fusion gescheitert ist.

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