© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/12 26. Oktober 2012

Immobilienbericht dokumentiert steigende Kauf- und Mietpreise
Kein Wunder
Bernd-Thomas Ramb

In Deutschland steigen die Mieten. Der Immobilienbericht des Bundesbauministeriums weist für das Jahr 2011 eine Teuerung um durchschnittlich 2,9 Prozent aus. Das liegt etwa in Höhe der allgemeinen Inflationsrate – aber Problemregionen, etwa die Universitätsstädte mit den verzweifelt eine Unterkunft suchenden Studentenmassen, können sich bei mehr als sieben Prozent Mietsteigerung mit dem Durchschnittswert ebensowenig trösten wie die Vermieter in den strukturschwachen Bundesgebieten mit dem Verfall ihrer Mieteinnahmen.

Für den zuständigen Bundesminister Peter Ramsauer ist das allerdings kein großes Problem. Der CSU-Vize stuft die Mieterhöhungen als eine „natürliche und gesunde“ Marktentwicklung ein. Ramsauer hat recht! Trotz des gemeinwirtschaftlichen Wohnungsbaus werden Mietwohnungen nach wie vor von privaten Investoren angeboten. Diese handeln nach marktwirtschaftlicher Vernunft – und in den letzten Jahrzehnten ist ihnen die Lust am Investieren nachhaltig verdorben worden.

Betont mieterfreundliche Gesetzgebungen und Mietpreiskappungen, die in ihrem Tenor den Vermieter als asozialen Mietwucherer diffamieren, trugen ebenso zur Investitionszurückhaltung bei wie ausufernde bautechnische Anforderungen, in der Regel als energetische Anforderungen an Mietgebäude verbrämt. Den Garaus bescherten dem privaten Mietwohnungsbau dann die explodierenden Baupreise. Für kommunale Träger, die sich in nahezu beliebiger Höhe verschulden konnten, spielte der Preis keine Rolle – für den Privatinvestor schon. Der deshalb nur noch geringfügig angestiegene Mietwohnungsbestand trifft auf eine aus vielen Gründen stark anwachsende Nachfrage, etwa weil Mieter wegen steigender Verkehrskosten aus dem Umland in die Städte drängen oder weil immer mehr Abiturienten studieren wollen oder weil wegen zunehmender Scheidungsfreudigkeit noch mehr Ex-Ehepaare nun zwei Wohnungen benötigen.

Andererseits erhöht – und das ist der zweite Markteffekt – der deshalb ansteigende Mietpreis den Anreiz, in den Mietwohnungsbau zu investieren. Selbst bei gestiegenen Baukosten bietet der Mietzins eine attraktive Rendite. Der drohende Zerfall des Euro verstärkt diesen Effekt. Geldvermögen wird in die Sicherheit des Betongoldes eingetauscht. Staatsanleihen sind wegen der unabsehbaren Risiken der Rückzahlung oder drohender negativer Realverzinsung kaum noch Anlagealternativen. Also werden Wohnungen gebaut oder gekauft. Der aktuelle Preisanstieg bei Eigentumswohnungen – ob alt oder neu – wundert somit nicht.

Das Gute an marktwirtschaftlichen Reaktionen ist, daß sie in ihren Schwankungen nach beiden Seiten auspendeln. Je mehr Wohnungen jetzt wegen der profitablen Rendite gebaut werden, um so eher sinken künftig die Mieten auch wieder.

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