© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/12 26. Oktober 2012

Die digitale Welle rollt unaufhaltsam
„Die Welt“ unternimmt neuen Anlauf und errichtet noch in diesem Jahr eine Bezahlschranke / „Newsweek“ stellt das Erscheinen des gedruckten Heftes trotz Millionenauflage gleich ganz ein
Ronald Gläser

Die Einstellung der Druckausgabe von Newsweek ist ein Signal. In den USA wird die Frage gestellt „Who’s next?“ (Wer ist der nächste?), und auch in Deutschland wird diskutiert, ob und wann welches prominente Medium das Erscheinen seiner Printausgabe einstellen könnte. Just am gleichen Tag bekräftigte der Springer-Konzern, daß Die Welt eine Online-Bezahlschranke errichten wird.

Newsweek war 80 Jahre lang die Nummer zwei auf dem US-Markt hinter dem Time Magazine. Das Wochenmagazin wird ab 2013 nur noch online erscheinen. Das digitale Monatsabo liegt derzeit bei günstigen 2,99 Dollar. Die Druckauflage hatte 2003 noch bei vier, jetzt „nur“ noch bei 1,5 Millionen gelegen.

Von so vielen Käufern können deutsche Qualitätszeitungen nur träumen. Deshalb wird seit langem über die Einstellung von Printausgaben spekuliert.

Pläne der Frankfurter Rundschau dazu, aus der Not geboren, sind seit Wochen bekannt (JF 42/12). Die Einschätzung der meisten Marktteilnehmer ist, daß gedruckte Tageszeitungen kaum noch eine Zukunft haben. Die Leser stillen ihren Informationsdurst online. Bislang sind alle Versuche gescheitert, ein deutsches Publikumsmedium im Netz kostenpflichtig zu machen. Vom Erfolg des Experiments der Welt wird abhängen, ob andere Zeitschriften, wie beispielsweise der Spiegel, folgen.

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