© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/12 26. Oktober 2012

Haltungsnote
Die Gerechtigkeit verteidigt
Christian Rudolf

Was lange währt, wird endlich gut: Die Bundeswehr nimmt die Olympia-Ruderin Nadja Drygalla zum 1. November nun doch in ihre Sportförderung auf. Der Deutsche Ruderverband hatte bekanntlich schon lange vor den Olympischen Spielen die begabte Sportlerin über die Bundeswehr besonders fördern wollen, wären da nicht die konstruierten Anschuldigungen im Zusammenhang mit ihrem politisch unbotmäßig orientierten Freund gewesen, die zur erzwungen freiwilligen Abreise der Rostockerin aus London führten und beinahe das Aus ihrer sportlichen Laufbahn bedeutet hätten. Die Pläne für die Sportförderung wurden auf Eis gelegt.

Daß die Gerechtigkeit mit zweimonatiger Verspätung doch zu ihrem Recht kommt, ist ganz klar Verteidigungsminister Thomas de Maizière zu danken. Kaum denkbar, daß eine Entscheidung, die das Normalste der Welt wäre, aber in unserer Links-Republik ein Politikum darstellt, nicht über seinen Schreibtisch gegangen ist. Oder anders gesagt: Wäre ihr künftiger oberster Dienstherr dagegen, hätte Drygalla nicht Sportsoldatin werden können. Doch der menschliche Anstand behielt Oberwasser.

Es war de Maizière, der kurz nach Erfindung des „Nazi-Skandals bei Olympia“ (Bild) um die „Nazibraut“ (taz) durchaus nicht ohne Risiko für sich selber der Geschaßten beisprang und die Meute zur Mäßigung mahnte. „Wir sind hier nicht in einem Ermittlungsverfahren“, wehrte de Maizière weiteres Auskundschaften des Umfeldes der Ruderin rundheraus ab. Für die „Ausforschung des Privatlebens“ von Sportlern gebe es „Schamgrenzen“, außerdem habe sie sich von rechtsextremen Gedanken distanziert. Bereits damals schloß er nicht aus, daß die Bundeswehr die 23jährige in ihre Sportförderung aufnehmen könnte.

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