© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/12 02. November 2012

Meldungen

Lockere Geldpolitik bringt kein Wachstum

NEW YORK. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz glaubt nicht, daß die lockere Geldpolitik der US-Fed und der Europäischen Zentralbank zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum führt. „In traditionellen Wirtschaftsmodellen führt mehr Liquidität zu einer erhöhten Kreditvergabe, vor allem an Investoren, manchmal auch an Verbraucher. Das steigert die Nachfrage und die Beschäftigung“, erklärte der Ökonomieprofessor von der Columbia University in der Financial Times Deutschland. „Was aber ist in den Fällen, wo soviel Geld aus dem Bankensystem geflüchtet ist und weiter flüchtet, während Europa an der Umsetzung eines gemeinsamen Bankensystems herumtüftelt?“ Der Krisenfall Spanien zeige: „Nur mehr Liquidität bereitzustellen und zugleich die gegenwärtige Sparpolitik fortzusetzen, wird ihre Volkswirtschaft nicht wieder in Gang bringen.“ Die US-Regierungen hätten Hunderte Milliarden Dollars eingesetzt, um „Megabanken zu stützen“. Zugleich wurde zugelassen, daß „Hunderte dieser lebenswichtigen kleineren Kreditinstitute pleite gingen und vom Markt verschwanden“. Stiglitz empfiehlt stattdessen eine „expansive Fiskalpolitik und Reformen des Finanzsektors, die sich auf die Kreditvergabe auswirken würden“. (fis)

 

Macht der Bankkonzerne zerstört Marktwirtschaft

KÖLN. Der britische Soziologe Colin Crouch (JF 3/09) hält die US-Politik für „infiltriert von den Führungskräften der Finanzindustrie“. Die Investmentbank Goldman Sachs habe ihre Leute in allen US-Regierungen sitzen, egal ob demokratisch oder republikanisch. Problematisch sei, daß Großkonzerne sich mit dem Staat gegen den Markt verbünden: „Diese Gruppen müssen wieder getrennt werden, damit die Marktwirtschaft wieder richtig funktioniert“, erklärte das auswärtige Mitglied des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in der Süddeutschen Zeitung. „Ist die Marktkonzentration zu hoch, wird der Wettbewerb ausgehebelt.“ Gebe es nur noch einige wenige Großunternehmen, dann komme es sofort zur Systemkrise, wenn ein Konzern scheitere: „Es gibt keinen freien Austritt aus dem Markt. Das zerstört den Markt“, warnte Crouch. (fis)

 

Zahl der Woche

9,7 Millionen Tonnen Getreide im Wert von 2,3 Milliarden Euro wurden 2011 aus Deutschland exportiert. Zugleich wurden 8,9 Millionen Tonnen Getreide im Wert von 2,4 Milliarden importiert. Hauptlieferanten waren Frankreich (20,7 Prozent) und die Tschechei. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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