© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/12 09. November 2012

Koalitionsgipfel einigt sich auf Betreuungsgeld
Veräppelt
Michael Paulwitz

Je näher die Wahl, desto dreister die Wählerveräppelung. Profis bekommen das eleganter hin als die schwarz-gelbe Koalition, die für die letzten Laufzeitmonate schnell noch ein paar all die Jahre unerfüllte Versprechen aus dem Koalitionsvertrag als Wählerbestechungsgeschenke auf Pump ausgegipfelt hat.

Darunter das „Betreuungsgeld“: Widerwillig eingeführt, wird die bescheidene Anerkennung für Eltern, die ihre Kinder selbst erziehen und nicht wie politisch gewünscht beim Staat abliefern, von der nächsten Bundesregierung, egal wie die aussehen mag, wohl als erstes wieder kassiert werden.

Erwartbar platt ist das rituelle Gezeter der Opposition. Geldverteil-orgien zu Lasten kommender Generationen organisieren Rotgrünlinke nämlich mindestens genauso gerne. Das heuchlerische Pochen auf haushälterische Solidität ist denn auch nur dürftige Tarnung für die kulturkämpferische Herabwürdigung von Frauen, die nicht Vollzeit arbeiten und Steuern zahlen. Die will auch die Kanzlerin gönnerhaft nur dann nicht „an den Pranger stellen“ (wie sie sich vor Parteifreunden ausdrückte), wenn sie sich lediglich für ein paar Jahre ihrer totalen „Vervolkswirtschaftung“ (so nannte es die FAZ) entziehen.

Eine Familienpolitik jenseits von Wirtschaftsinteressen und Sozialkollektivismus ist im Kartell der Bundestagsparteien nicht vorgesehen.

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