© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/12 09. November 2012

Roland Noé ist mit seinem Nachrichtenportal kath.net der Sprung an die Spitze gelungen
Der Wächter
Felix Dirsch

Katholische Internetportale haben unlängst für Aufsehen gesorgt. Heftig umstritten wegen seiner Inhalte, aber auch wegen seiner Darstellung ist die Netzseite kreuz.net, die etwa wegen ihrer herabwürdigenden Kommentierung des Todes von Entertainer Dirk Bach, eines bekennenden Homosexuellen, angegriffen wurde, der nun, wie es bei kreuz.net zum Beispiel hieß, „in der Homo-Hölle“ schmore.

Von solcher Polemik hält Roland Noé nichts. Der in Linz ansässige Betreiber des Portals kath.net, des „erfolgreichsten katholischen Nachrichtenportals im deutschsprachigen Raum“ (FAZ), bevorzugt eine seriöse Ausrichtung, die sich einerseits von „diabolischen Verballhornungen der katholischen Lehre“ (Noé über kreuz.net) und allzu Traditionalistischem, andererseits von der oft zeitgeistkonformen Bistumspresse unterscheidet.

Flagge zeigt Noé schon seit 2001, als er das Unternehmen auf eigene Faust startete, um „etwas Junges, Modernes“ anzubieten. Der inzwischen 42jährige Journalist will dabei ein klares Profil an den Tag legen: rechtgläubig und fromm. Damit liegt er auf der vom Papst – der sich bereits positiv über dessen Arbeit geäußert hat – repräsentierten Generallinie: „Es freut mich sehr, daß es kath.net gibt“, so Benedikt XVI. Und gelegentlich wird das Projekt von Beiträgen konservativer Bischöfe wie Christoph Schönborn oder Gregor Maria Hanke unterstützt.

Mit etwa 40.000 Zugriffe am Tag hat das private kath.net mehr Besucher als offizielle Portale der Kirche, etwa katholisch.de. Dennoch darf sein Einfluß aber auch nicht überschätzt werden, gibt es doch mitunter herbe innerkirchliche Kritik seitens eher „fortschrittlich“ eingestellter Gegner.

Zum Ärger der Progressiven werden die üblichen Streitfragen wie die Zulassung Geschiedener zur Kommunion, künstliche Empfängnisverhütung, Abtreibung, Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften und andere im Sinne des kirchlichen Lehramtes entschieden. Angriffe gegen die Arbeit Noés gibt es also in schöner Regelmäßigkeit. Ein prominenter Gegner kath.nets ist der bekannte bekennende homosexuelle Theologe David Berger, der kath.net auch in seinem 2010 zum Erfolgstitel avancierten Buch „Der heilige Schein. Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche“ kritisierte.

Kürzlich stellte allerdings auch Noé unter Beweis, daß er ebenso traditionelle Medien zu nutzen weiß. Zum zehnjährigen Bestehen seines Projektes hat er einen Sammelband herausgegeben, dessen Titel die Masse der un- und andersgläubigen Zeitgenossen provozieren muß: „Liebesbriefe an die Kirche“. Der Band versammelt Beiträge konservativer Katholiken wie Bischof Klaus Küng, Peter Seewald und Gabriele Kuby. Als Anfangsvierziger kann Noé sich zurücklehnen und Zwischenbilanz ziehen. Viel liegt noch vor ihm.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen