© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/12 16. November 2012

Grüne watschen ihre Parteichefin ab
Die Krux mit der Basis
Henning Hoffgaard

Selten waren sich die politischen Beobachter so einig. Mit Katrin Göring-Eckardt als weiblicher Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl – neben Jürgen Trittin – , heißt es, hätten sich die Grünen endgültig für die bürgerliche Mitte geöffnet und könnten nun auch konservative Wähler erreichen. Daß es zwischen der Bundestagsvizepräsidentin vom Realo-Flügel und der unterlegenen Parteichefin Claudia Roth, die der Partei-Linken zugerechnet wird, keine nennenswerten inhaltlichen Unterschiede gibt, fällt dabei geflissentlich unter den Tisch. Keine Frage, die Wahl der Grünen-Basis ist taktisch klug. Neben Roth und Renate Künast wirkt Göring-Eckardt seriöser beziehungsweise moderat. Schwer ist das allerdings nicht.

Für Roth, die gerade einmal 26 Prozent der Grünen-Mitglieder als Spitzenkandidatin wollten, ist das Ergebnis eine politische Bankrotterklärung. Wer sich jahrelang benimmt, als sei man der beliebteste Politiker Deutschlands, kann aus so einem Ergebnis eigentlich nur eine Konsequenz ziehen: Rücktritt. Roth allerdings will bleiben und ignoriert implizit ausgerechnet jene Art von Votum, mit dem sich die Grünen großmäulig von anderen Parteien unterscheiden wollten. Am kommenden Wochenende wird die Parteispitze neu gewählt. Was für ein Glück für Roth, daß ihre Partei dabei auf direkte Mitbestimmung pfeift – und Delegierte entscheiden läßt.

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