© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/12 30. November 2012

Neue Zinsstundungen sollen Griechenland-Pleite verschieben
Konkursverschleppung
Jörg Fischer

Mit Haft bis zu drei Jahren kann in Deutschland ein Firmenchef bestraft werden, der nicht spätestens drei Wochen nach Eintritt der Überschuldung seines Unternehmens das Insolvenzverfahren beantragt. Im Fall Griechenland sind es nun schon über drei Jahre, seit die Misere öffentlich bekannt ist, doch statt einer Bankrotterklärung jagt ein kreditfinanziertes „Hilfspaket“ das nächste.

Da 43,7 Milliarden Euro für die kommenden Monate nicht ausreichen, um die griechischen Gläubiger sowie den dortigen Staat und seine Banken zu finanzieren, mußten kreative Ideen her. Ein Schuldenschnitt oder Direktzahlungen schieden vorerst aus, denn sonst könnten 2013 beim Zahlmeister Deutschland Euro-kritische Parteien die Bundestagsarithmetik stören. Daher vereinbarte die Euro-Gruppe im „Statement on Greece“ unter anderem niedrigere Zinssätze für die Kredite aus dem ersten Hilfsprogramm von 2010. Das bringt dreistellige Millionen-Belastungen für die KfW-Bank und somit für den deutschen Staat.

Am problematischsten erscheint allerdings der Zinsaufschub beim zweiten Griechenlandpaket, das vom Euro-Rettungsfonds EFSF finanziert wurde. Die Laufzeit der EFSF-Kredite soll auf 30 Jahre verdoppelt werden – doch hat die EFSF überhaupt eine 30jährige Gegenfinanzierung? Oder sollen à la Lehman Brothers langfristige Verbindlichkeiten waghalsig kurzfristig finanziert werden?

Zudem soll Griechenland für zehn Jahre keine Zinsen an die EFSF zahlen. Doch der Rettungsfonds hat sein Kapital gegen Zinsversprechen am Finanzmarkt aufgenommen. Wer zahlt diese Zinsen? Oder wer verhindert einen EFSF-Bankrott? Und wie lange hat der Fonds oder der Nachfolger ESM noch sein AAA-Rating, um zinsgünstig Kredite aufzunehmen? Das böse Erwachen dürfte spätestens im Herbst nächsten Jahres kommen.

„Eurogroup statement on Greece“: eurozone.europa.eu

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