© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/12 07. Dezmber 2012

Linke riechen besser
Extremismus: Bundeszentrale für politische Bildung zieht nach Protesten Video zurück
Felix Krautkrämer

Ulla Jelpke ist empört: Das Extremismus-Video der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) sei eine „ungeheuerliche Verhöhnung der Opfer der Nazi-Mordserie“ und „ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen“, kritisierte die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion vergangene Woche. Gleichzeitig kündigte sie eine parlamentarische Initiative ihrer Partei an. Der Vorgang sei kein Kavaliersdelikt. Unterstützung erhielt Jelpke vom Neuen Deutschland und der Jungen Welt, die das Video als „skandalös“ und „ungeheuerlich“ verurteilten.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bundeszentrale jedoch schon längst reagiert und den kritisierten Film aus dem Internet genommen. Mit diesem wollte die Behörde seit August über Links- und Rechtsextremismus sowie Islamismus informieren. In dem Video hieß es unter anderem: „Es herrscht Bombenstimmung in Deutschland. Die Linken fackeln Luxuskarossen ab, und die Rechten kontern mit den sogenannten Dönermorden. Dazu kommen Sprengstoffgürtel aus einer ganz anderen Ecke.“ Rechts- und Linksextremisten fänden sich an den Rändern der Gesellschaft. Optisch könnten sie nicht mehr genau auseinandergehalten werden, allerdings röchen die Linken etwas besser, „weil sie bei den häufigen Demonstrationen eine kostenlose Ganzkörperdusche genießen“.

In der linken Szene stieß das auf Protest: Der Film sei „ein krasses Beispiel dafür, wie einfach sich eine rassistische Mordserie im Land der Extremismustheorie verklären läßt“, beklagte beispielsweise der Antifa-Blog „Störungsmelder“ der Zeit.

Die Kritik verfehlte ihre Wirkung nicht. Reumütig hieß es seitens der Bundeszentrale, die Intention des
Videos sei offensichtlich nicht verstanden worden und insbesondere die Formulierung „kontern“ mißverständlich. Die Redaktion habe sich daher entschieden, den Film (Kosten: 3.500 Euro) zu überarbeiten.

Jelpke jedoch geht das nicht weit genug: Sie forderte die BpB auf, das Video „in den Orkus“ zu befördern. Rassismus und „Nazi-Verharmlosung“ seien nicht verbesserungsfähig, sondern gehörten ersatzlos abgeschafft.

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