© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/12 07. Dezmber 2012

Blick in die Medien
„3sat-Kulturzeit“: Aus Versehen Hitler
Toni Roidl

Wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehmagazin „3sat-Kulturzeit“ über Korporationen berichtet, braucht man die Sendung nicht erst anzuschauen, um zu wissen, was dabei herauskommt.So auch beim jüngsten Beitrag über „rechte Burschenschaften“.

Die altbekannten Zutaten: Drohend düstere Hintergrundmusik, die üblichen „Experten“ aus dem Antifa-Milieu und Kommentare wie: „Es gilt die alte NS-Ideologie und die ist großdeutsch, Österreich gehört dazu.“ Daß die Burschenschaften historisch teils aus der Zeit des Deutschen Bundes stammen, ist den Irgendwas-mit-Medien-Journalisten unbekannt. Die Vertreter der Deutschen Burschenschaft kamen natürlich nicht zu Wort. So weit, so erwartbar.

Doch an diesem 26. November erreichte der gebührenfinanzierte Journalismus einen neuen Tiefpunkt: Bei Minute 2:57 wird völlig zusammenhanglos für einen Sekundenbruchteil ein Hitlerbild eingeblendet. Man kennt das noch aus Zeiten, in denen in der Kinowerbung mit der Einblendung wimpernschlagkurzer Werbemotive unterhalb der bewußten Wahrnehmungsgrenze experimentiert wurde. Darauf entlud sich auf der Facebook-Seite der Sendung ein Sturm der Empörung.

Die Redaktion entschuldigte sich mit dem Hinweis, die Sendeleitung habe „versehentlich in unserem Beitrag über die Deutschen Burschenschaften kurz ein Bild gezeigt, auf dem Adolf Hitler zu sehen war – etwa eine Viertelsekunde lang“. Dieses sei durch einen „technischen Fehler in den Beitrag gelangt, es lag keinerlei gestalterische oder inhaltliche Absicht zugrunde“. Technischer Fehler, Hitler, keine Absicht. Wer es glaubt.

Dieser „technische Fehler“ wirft ein grelles Schlaglicht auf den öffentlich-rechtlichen Journalismus. Es wird oft indoktriniert statt informiert. Die Journalisten sehen sich zu oft nicht als Berichterstatter, sondern als Volkserzieher.

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