© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/12 07. Dezmber 2012

Rückgabeforderungen von Kulturschätzen: Kulturpolitische Muskelspiele
Lieber Raubgräber ins Visier nehmen
(wk)

Mit ungewöhnlich deutlichen Worten wendet sich Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und vormalige Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts, in einem Artikel in Bild der Wissenschaft (12/2012) gegen die Forderungen nach Rückgabe von Museumsexponaten, wie sie vor allem von der Türkei und Ägypten geradezu „gebetsmühlenartig“ wiederholt werden. Zum einen seien die Artefakte rechtmäßig nach Deutschland gelangt oder schlicht und einfach vor einer Zerstörung durch einheimische Vandalen gerettet worden, wie der Pergamonaltar, den die Bewohner des türkischen Dorfes Bergama ohne viel Federlesens zu Kalk verarbeiten wollten. Zum anderen zeige sich gerade im Falle der Türkei, „daß lautstark vorgetragene Restitutionsforderungen und kulturpolitische Muskelspiele offenbar in erster Linie persönliche Karrieren der Akteure im eigenen Land befördern sollen. Das Wohl der Kulturgüter haben sie weniger im Auge.“ Das könne man sehr deutlich am desolaten Zustand vieler türkischer Ausgrabungsstätten ersehen: „Vorne entstehen Disneyland-Kulissen, und hinten werden nächtens die Kulturgüter aus dem Boden gescharrt“ – und zwar von türkischen Raubgräbern, um die sich Ankara sehr viel weniger schere als um die wohlkonservierten Ausstellungsstücke in deutschen Museen.

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