© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 14. Dezmber 2012

Grüße aus Madrid
Abdanken? Niemals!
Michael Ludwig

Spaniens Presse schreibt es zwar nicht schwarz auf weiß, aber zwischen den Zeilen ist eine deutliche Sorge zu erkennen – wie lange wird König Juan Carlos gesundheitlich seine Amtsgeschäfte noch führen können? Den Monarchen selbst scheinen solche Gedanken weniger zu plagen, im Gegenteil, sie sind Zielscheibe seines liebenswerten Spotts.

Beim Gipfeltreffen südamerikanischer, portugiesischer und spanischer Regierungschefs im südspanischen Cadiz erklärte Juan Carlos, nachdem er mit Hilfe einer Krücke zum Rednerpult gehumpelt war, mit geradezu launigen Worten: „Wie ihr gerade gesehen habt, habe ich einige Schwierigkeiten mechanischer Art, die mich dazu zwingen, ärztlichem Rat zu folgen und eine Werkstatt aufzusuchen; mit anderen Worten, mich an der linken Hüfte operieren zu lassen, die ziemlich übel zugerichtet ist.“

Die Operation fand kürzlich in einer Madrider Klinik statt. Kronprinz Don Felipe kommentierte sie nicht minder launig: „Die Werkstatt hat gut gearbeitet, es ist alles in Ordnung.“ Es war der zehnte chirurgische Eingriff, den der König über sich ergehen lassen mußte, der sechste innerhalb der letzten zwei Jahre und der dritte hinsichtlich der Hüfte.

Im vergangenen April brach sich der 74jährige bei einem nicht ganz unumstrittenen Jagdausflug in Botswana die rechte Hüfte. Eine zweite Operation wurde fällig, weil es Probleme mit der Prothese gab, und diesmal war es die linke infolge einer Arthroseerkrankung.

Kein Wunder also, daß die Ärzte den König, der unermüdlich unterwegs ist, zur Ruhe mahnen. Sorgenvoll bemerkte die Madrider Tageszeitung El Pais: „Don Juan Carlos hat in den letzten fünf Monaten mehr als 70.000 Kilometer zurückgelegt – er reiste nach Brasilien, Chile, Rußland, in die Vereinigten Staaten und nach Indien, um für unser Land zu werben.“ In Bombay und Neu- Delhi wirkte der Monarch dann aber doch völlig erschöpft.

Wenn es nach Königin Sofia geht, wird ihr Mann jedoch keinesfalls vorzeitig in den Ruhestand gehen. In der Biographie der Journalistin Pilar Urbano wird sie mit den Worten zitiert: „Abdanken? Niemals! Der König wird niemals abdanken. Ein König wird nur durch den Tod in Pension geschickt.“ Sein Sohn Felipe, der gerade in den letzten Jahren an Auftreten und Persönlichkeit hinzugewonnen hat, wird also vorerst noch warten müssen.

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