© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 14. Dezmber 2012

Reden und Handeln ist zweierlei
Umfrage: Nahezu alle halten Plastiktüten für umweltschädlich, nutzen sie aber trotzdem fleißig
Richard Stoltz

Man sollte den ach so beliebten aktuellen Umfragen nicht allzu sehr trauen, besonders wenn sie nur online durchgeführt werden. Sie dienen an sich mehr zut Unterhaltung der Medienkonsumenten als zu ihrer Belehrung. Das Wichtigste an ihnen ist die Dunkelziffer. Und die ist in der Regel gewaltig.

Trotzdem, was jüngst eine Online-Umfrage der „Deutschen Umwelthilfe“ herausgefunden haben will, war doch bemerkenswert. Gefragt wurde nach Wert und Nutzen von Einkaufstüten aus Plastik, wie sie überall in den Kaufhäusern für Kunden herumliegen und die nach Auskunft der Ökologen sehr umweltbelastend sind. Sie widersetzen sich dem Recycling, bestehen aus „Sekundärstoffen“, die sich nicht in den natürlichen Rohstoffkreislauf einfügen, mit einem Wort: eine Katastrophe.

87 Prozent der von der Umwelthilfe Befragten lehnten denn auch die Plastiktüten rundweg ab, verdammten sie. Das Sensationelle aber: Dieselben 87 Prozent, weiter befragt, ob sie selbst Plastiktüten beim Einkauf benutzten, bejahten das und zeigten dabei nicht die geringste Reue oder Besserungswilligkeit. Sie beantworteten einfach die ihnen jeweils gestellten Fragen.Wohl selten ist die Differenz zwischen Reden und Handeln, Wort und Tat schärfer hervorgetreten als hier.

Doch wie heißt es schon in der Apostelgeschichte: „Leicht wiegen die Worte, schwer die Taten. Beide haben ihren Platz, beide haben ihre Zeit.“ Auf die Plastiktüten gemünzt: In den Umfragen haben sie ihren Platz, es läßt sich prächtig über sie reden. Aber die Zeit, wo wir sie abschaffen, ist noch nicht gekommen. Da müssen schon stärkere Abräumer her.

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