© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 14. Dezmber 2012

Meldungen

Heimatkultur: Sterbende Städte, vitale Provinzen

BERLIN. Euro-„Rettungsschirme“ und der Ausbau Deutschlands zur globalen Sozialstation leeren die Kassen des Bundes. Davon schweigen Rainer und Martin Häusler in ihrer Streitschrift „Im Westen gehen die Lichter aus“ jedoch lieber, um um so wortreicher vor sozialen Unruhen zu warnen, die sich in den bankrotten Kommunen des Ruhrgebiets vorbereiten. Dort spaziere man durch Stadtviertel im „freien Verfall“ und treffe „auf Parallelgesellschaften, die sich längst nicht mehr zugehörig fühlen“. Um die Wunden der kommunalen Schuldenkrise zu heilen, sollten sich die Bürger an die „breite Protestbewegung“ der 1960er erinnern und für den „Erhalt ihrer Heimat kämpfen“, vor allem für ein „Notopfer Stadt“ anstelle des „Ost-Soli“. Dieser Frontbericht vom „Städtesterben im Westen“ bildet im selben, dem Thema „Heimat“ gewidmeten Heft des SPD-Theorieorgans Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte (11/2012) einen krassen Kontrast zu Dirk Kohns Loblied auf das „Comeback der Problemzone Provinz“. Die Millionenauflage der Zeitschrift Landlust und die von einer jungen Autorengeneration neu entdeckte „Literaturprovinz“ seien Indikatoren für die „Renaissance des gesellschaftlichen Subsystems“ in den ländlichen Räumen, die sich zunehmend als „vitale Kulturlandschaften“ präsentieren und sich als „Sehnsuchtsorte“ auf der Flucht vor den „Bedrohungen in der globalen Welt“ anbieten. (ob)

www.frankfurter-hefte.de

 

Keine Scharia-Gerichte im Verfassungsstaat

MÜNCHEN. Mit offiziellen „Schiedsgerichten“ und inoffiziellen „Sharia Councils“ auf britischem Boden sind islamischen Funktionären bislang die stärksten Einbrüche in die abendländisch-aufgeklärte Rechtskultur gelungen. In seiner Übersicht über die Bemühungen islamistischer Gruppierungen, eine eigene Gerichts-praxis in Europa und Nordamerika zu etablieren, erkennt Manfred Brocker, der an der katholischen Universität Eichstätt Politische Theorie lehrt, indes keine religiösen, sondern „primär ideologisch und machtpolitisch motivierte“ Bestrebungen. Obwohl Brocker für sich reklamiert, auf liberale und multikulturelle Vorstellungen Rücksicht zu nehmen, müsse die Antwort auf diesen Aktivismus „strenggläubiger muslimischer Migranten“ auch aus dieser Sicht unzweideutig lauten: Es darf in demokratischen Verfassungsstaaten kein Nebeneinander von mehreren Rechtsordnungen auf gleicher Ebene geben. Bereits die „positive Neutralität“ des Staates, wie sie in Deutschland und Österreich praktiziert werde, komme den religiösen Bedürfnissen von Muslems ausreichend entgegen (Zeitschrift für Politik, 3/2012). (wm)

www.zfp.nomos.de

 

Schulverweigerung: Eltern unterliegen vor Gericht

KÖLN. Ein christliches Elternpaar aus dem Raum Bonn, das aus Glaubens- und Gewissensgründen den Schulbesuch seiner beiden Kinder verweigert hatte, hat vor dem Oberlandesgericht Köln eine Niederlage erlitten. Die Richter wiesen ihren Einspruch gegen eine entsprechende Entscheidung der Vorinstanz zurück (Az: 1 RBs 308/12). Die Ablehnung staatlicher Lehrpläne aus religiösen Gründen rechtfertige keine allgemeine Schulverweigerung, so die Begründung. Eine Revision gegen den Beschluß ist nicht möglich. Die beiden Kinder besuchen inzwischen eine Realschule. (idea/JF)

 

Sprachpranger

fahrCard

Elektronischer Fahrausweis in Form einer Chipkarte, die zum 1. Januar 2013 an alle Abonnenten des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) ausgegeben wird.

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