© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/12 14. Dezmber 2012

Meldungen

Auf Heideggers Spuren: Individualismuskritik

Freiburg. Der emeritierte Freiburger Philosoph Rainer Marten war stets zur Stelle, wenn zum Angriff auf Martin Heidegger geblasen wurde. Um so überraschender liest sich nun seine Philippika gegen die „angelsächsische Philosophie des Individuums“ und die daraus gespeiste „kapitalistische Maßlosigkeit“ (Freiburger Universitätsblätter 197/2012), gegen die sich bereits die kulturkritische Technikphilosophie des dezidierten „Anti-Amerikaners“ Heidegger richtete. Das angelsächsische Verständnis von Freiheit verherrliche das rein auf sich bedachte Individuum als „Inbegriff des Maß-, Halt- und Einhaltlosen“, obwohl doch „Selbstheit“ konstitutiv auf „Andersheit“ angewiesen sei. Angesichts der „Verwüstung der Erde“ und der „Entmenschlichung des Menschen“, wie sie der Kapitalismus „geradezu professionell in größtmöglicher Steigerung“ betreibe, will Marten seine Kritik des „liberalistischen Konzepts“ jedoch nicht als „billige Polemik“ verstanden wissen. Aber Kapitalismus und von Verantwortung freies Individuen bedingten sich nun einmal. Im Unterschied zu Heideggers abendländisch geerdeter Position sucht der naive Marten jedoch Zuflucht in einem ortlosen Staat und in ahistorischer „Rechtsstaatlichkeit“. Hier entkomme man der „pervertierten Autonomie“ des Neoliberalismus und finde Exil in „Oasen gelingender Gemeinsamkeit“. (vn) www.rombach-verlag.de

 

Kommunisten werben bei Putin für „Stalingrad“

Wolgograd. Bis zum 70. Jahrestag der Kapitulation der 6. Armee im Kessel von Stalingrad Anfang Februar will eine von der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation initiierte Aktion 100.000 Unterschriften vorlegen, um auf dieser Grundlage eine Vorlage zur Abstimmung über die Änderung des Stadtnamens Wolgograd in Stalingrad in der Duma einzubringen. Der Verantwortliche der Aktion, Nikolaj Starikow, geht davon aus, daß die Unterschriften bereits bis Ende des Jahres vorliegen werden. Da die Kommunisten nur 92 der 450 Mandate besitzen, versucht Starikow, Staatspräsident Wladimir Putin mit ins Boot zu ziehen. In einem Brief an Putin warb das Sankt Petersburger Vorstandsmitglied des russischen Staatsfernsehens dafür, mit der Umbenennung die „historische Gerechtigkeit“ und auch die „Position Rußlands in der außenpolitischen Arena“ wiederherzustellen. (bä)

 

Erste Sätze

Plato schreibt Gespräche, in denen er kein Wort selbst spricht.

Walter Bröcker: Platos Gespräche, Frankfurt/M. 1964

 

Historisches Kalenderblatt

17. Dezember 1972: Im Deutschlandfunk verteidigt SPD-Fraktionsvorsitzender Herbert Wehner die Beibehaltung des Ministeriums für innerdeutsche Beziehungen. Solange das deutsche Volk staatlich getrennt leben müsse, sei das Ministerium notwendig.

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