© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/13 / 04. Januar 2013

Wagalaweia
Wagner-Jahr: Zum 200. Geburtstag des Komponisten gibt es 2013 ein überaus reichhaltiges Angebot
Thorsten Thaler

Die einen schätzen und lieben seine Musik, vergöttern sie geradezu, gehen in die Oper oder in konzertante Aufführungen, wenn er gespielt wird, hören zu Hause seine Musik immer wieder, können gar nicht genug von ihm bekommen; die anderen wiederum wissen so gar nichts mit ihm anzufangen, sie finden seine Musik schwülstig und überladen, zu pompös, zu bombastisch, die Texte gräßlich, vor allem aber halten sie ihn für einen unverbesserlichen Antisemiten, verabscheuen ihn. Keine Frage, Richard Wagner (1813–1883) ist ein Streitfall, kaum ein anderer Komponist der Musikgeschichte spaltet so wie er die Klassikwelt, er ist der große Polarisierer.

Nun ist das Wagner-Jubiläumsjahr angelaufen. Anlaß ist sein 200. Geburtstag im Mai. Nach vielen Monaten der Vorbereitung kann es endlich losgehen mit all den Opernaufführungen, Konzerten, Lesungen, Kolloquien, Symposien, Ausstellungen und Fernsehfilmen. Allein etwa ein Dutzend komplette „Ring“-Inszenierungen (immerhin gut 15 Stunden auf vier Tage verteilt) stehen auf dem Programm, unter anderem in Hamburg, Berlin, Frankfurt am Main, Karlsruhe Mannheim, München und natürlich in Bayreuth, wo sich Frank Castorf an einer Neuinszenierung versuchen wird. Man ahnt nichts Gutes. An der Deutschen Oper Berlin hingegen gilt, gottlob!, noch die 25 Jahre alte „Zeittunnel“-Inszenierung von Götz Friedrich als das Maß aller Dinge für die „Ring“-Tetralogie. Verwunderlich nur, daß ausgerechnet der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein, bereits im Sommer vorigen Jahres mit Blick auf das Wagner-Jubiläum von einem „Überangebot“ an „Ring“-Inszenierungen sprach. „Man sollte dieses Werk mal ruhen lassen, am besten weltweit“, ließ sich der Miesepeter vernehmen.

Freilich, solche Rede ignoriert man am besten nicht mal. „Weia! Waga! Woge, du Welle, /walle zur Wiege! Wagalaweia! / Wallala, weiala weia!“ Freuen wir uns darauf!

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