© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/13 / 25. Januar 2013

Volksabstimmung für Wehrplicht
Glückliches Österreich
Kurt Zach

Sechzig Prozent der Österreicher wollen die Wehrpflicht beibehalten. Und die Deutschen in der Bundesrepublik? Man hat sie nicht gefragt. Die Nachbarn in der Alpenrepublik haben indirekt auch der deutschen Politik ein Armutszeugnis ausgestellt.

Denn „Wehrpflicht- oder Berufsarmee“ ist nicht irgendeine Organisationsfrage. Es geht um Grundlagen des staatlichen Selbstverständnisses: Soll die Armee zuerst der Landesverteidigung dienen, oder will man eine global einsetzbare Polizeitruppe? Soll sie im Volk fest verankert sein mit Nachwuchs aus allen Bevölkerungsgruppen, oder nimmt man in Kauf, für deutlich mehr Geld nur noch eine Söldner- und Unterschichtsarmee mit beschränktem Rekrutierungspotential zu bekommen?

Eine echte Wehrpflichtarmee ist klassenlos, sie läßt Bauernburschen und Professorensöhne gemeinsam Kameradschaft, Selbstüberwindung und Pflichterfüllung erfahren. Soll man diese wertvolle Schule einfach aufgeben? In Deutschland hat man von oben entschieden, in Österreich wurde darüber offen diskutiert. Die Österreicher haben sich dabei ihre eigene Meinung gebildet, ohne populistischen Kampagnen von Sozialisten und Boulevardmedien aufzusitzen. Lauter gute Gründe für Volksentscheide – nicht nur über die handstreichartige Wehrpflicht-aussetzung des längst wieder vergessenen Freiherrn zu Guttenberg.