© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/13 / 25. Januar 2013

Frisch gepresst

Ernst Jünger. Um dem „Frühling in seinen Residenzen“ zu begegnen, brach Ernst Jünger 1936 mit dem Luxusliner „Monte Rosa“ zur „Atlantikfahrt“ nach Südamerika auf. Das war nur eine von vielen, stets literarisch verwerteten Reisen, die ihn überwiegend zu den Archipelen des Mittelmeeres und des Indischen Ozeans führten, dort, wohin auch die reichste Käferwelt zu „subtilen Jagden“ lockte. Ernst Jünger, den Autor des Südens, daher unvermutet als „Nordmann“ präsentiert zu bekommen, dürfte auf den ersten Blick überraschen. Und doch legt Niels Penkes Göttinger Dissertation über „Ernst Jünger und der Norden“ eine erstaunliche Fülle von Referenzen und Einflüssen vornehmlich aus dem altisländisch-germanischen Sagenkosmos frei, die bisher von der Jünger-Forschung übersehen wurden. Dabei sind Prägungen durch den skandinavischen „Projektionsraum“ für ein Kind des Jahrgangs 1895, zu einer Zeit, als Kaiser Wilhelm II. regelmäßig „Nordland“-Fahrten unternahm und die Sagas ebenso wie die Dramen Henrik Ibsens oder die Romane Knut Hamsuns das deutsche Lesepublikum begeisterten, alles andere als erstaunlich. Wie nachhaltig daher dieses jugendlich erlebte, „germanenideologisch“ befrachtete Mythenreich Jüngers Autorschaft bestimmt, zeigen Penkes Neuinterpretationen des „Waldgängers“ und von dessen erzählerischem Pendant, dem „Besuch auf Godenholm“, freilich überzeugender als seine einleitende „Stahlgewitter“-Deutung auf. (dg)

Niels Penke: Ernst Jünger und der Norden. Eine Inszenierungsgeschichte. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2012, gebunden, 269 Seiten, Abbildungen, 46 Euro

 

Scharfschütze. Die 3. Gebirgsjägerdivision konnte sich 1943 im Windschatten der Schlacht an der Wolga aus dem Kaukasus in die Ostukraine zurückziehen. Dort stieß der 19jährige Steiermärker Josef Allersberger zur Einheit, wo er eher zufällig in die Scharfschützenausbildung geriet. Die bereits 2000 veröffentlichte Schilderung seines Kampfes (unter dem Pseudonym Franz Karner), in der dieser hochdekorierte Soldat ungeschminkt und ohne jede Verklärung sein todbringendes Handwerk als einer erfolgreichsten Scharfschützen der Wehrmacht bis in den Mai 1945 wiedergibt, ist nun – nach dem Tod Allersbergers 2010 – in überarbeiteter elfter Ausgabe erschienen. Ein beeindruckendes Kriegsbuch ohne jedes Landserpathos. (bä)

Albrecht Wacker (Hrsg.): Im Auge des Jägers. Der Wehrmachts-Scharfschütze Josef Allerberger. VS-Books Torsten Verhülsdonk, Herne 2012, gebunden, 283 Seiten, Abbildungen, 23,90 Euro