© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/13 / 25. Januar 2013

Leserbriefe

Zur Meldung: „Einwanderung läßt Bevölkerung wachsen“, JF 4/13

Deutschland ohne Deutsche

Die neuesten Einwanderungszahlen erinnern in ihrer Dynamik an den schleichenden Untergang des spätrömischen Reiches, an dessen Ende, auch befördert durch Einwanderung aus allen Teilen des Kaiserreiches, schließlich Odoaker, ein weströmischer Offizier thüringischer Herkunft, im Jahre 476 n. Chr. den letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus absetzt und sich selbst zum „König von Italien“ proklamiert.

Die Ethnien Europas befinden sich heute in Auflösung, weil die politische Elite es so will und unzählige Institute, Agenturen und Stiftungen wie zum Beispiel der „Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration“ – eine GmbH, die von der Stiftung Mercator, der Volkswagenstiftung, der Bertelsmann-Stiftung, der Freudenberg-Stiftung, der Hertie-Stiftung, der Körber-Stiftung und der Vodafone-Stiftung Deutschland finanziert wird – und die Medien für eine schrankenlose Einwanderung Propaganda machen. Ähnlich wie schon zu Beginn des römischen Kaiserreiches zu beobachten, zieht sich die Mittelschicht in „das Private“, auf ihre Latifundien innerhalb und außerhalb der eigenen Grenzen zurück und ergibt sich widerstandslos ihrem Schicksal.

Parallelen sind auch die allmähliche Auflösung der ehemals fast unbesiegbaren römischen Armee, der dramatische Rückgang der Geburtenrate innerhalb der einheimischen Bevölkerung und die Gleichgültigkeit angesichts der Entwicklung im eigenen Land, in summa Ausprägungen ein und derselben Krankheit: der Verlust des Glaubens an die eigene Kultur und Zivilisation. Aus der Geschichte zu wissen, daß Zivilisationen nicht ewig leben und trotz oder sogar aufgrund ihrer Überlegenheit untergehen, ist eine Sache, aber hautnah miterleben zu dürfen, wie die eigene Kultur und Zivilisation sich auf das Sterbebett legt oder eher gelegt wird, ist eine andere Sache.

Hans Meier, Berlin

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Prügelknaben der Nation“, JF 3/13

Besser als Sozialwissenschaft

Ihr Schwerpunktthema sagt mehr als manche sozialwissenschaftliche Studie. Sie zeigen das fatale Zusammenspiel einer durch die demographische Situation zunehmend trägen Gesellschaft auf der einen und der jeder Lebenswirklichkeit schon lange entrückten Elite in Politik und Gesellschaft auf der anderen Seite. Da werden die Hüter von Recht und Ordnung, die täglich Gesundheit und Leben aufs Spiel setzen, im Namen der „Bürgernähe“ mit menschenunwürdigen Kennzeichnungen durch Nummern versehen. Warum wird ein ähnlich rigides Vorgehen nicht gegenüber vermummten Straßenkämpfern und sogenannten „Autonomen“ angewandt?

Wahrscheinlich deswegen, weil dieser Personenkreis sich viele Jahre hinweg des (mehr oder weniger offenen) Beifalls der linksgrünen Politikerkaste sicher sein konnte und nur in den seltensten Fällen irgendeine Bestrafung zu befürchten hatte. Eine vom 68er-Geist durchdrungene Generation von Pädagogen und Sozialarbeitern und deren Epigonen versteift sich vereint mit einer willfährigen Medienlandschaft weiterhin darauf, Empörungsrituale in die Richtung der vom politisch korrekten Zeitgeist abweichenden Meinungen zu projizieren, besonders wenn diese auf dem „rechten Weg“ sind.

Matthias Kaiser, Hausach

 

 

Zu: „Liberaler Totalausfall“ von Michael Paulwitz, JF 3/13

Mängelliste unvollständig

Der Autor vermißt in der FDP den freiheitlichen Willen, vergißt aber einige wichtige Beispiele. Unbedingt zu erwähnen sind Westerwelles Zurückweichen vor der polnischen Hetze gegen Erika Steinbach, der nur noch schwächliche Widerstand gegen den Mindestlohn und zuletzt die liebedienerische Schmeichelei gegenüber den moslemischen und jüdischen Lobbyverbänden in der Frage des Beschneidungsgesetzes, das der FDP-Sprecher mit der „Achtung vor der Religion“ begründete. Löbliche Ausnahme ist hier die Euro-Kritikerin Sylvia Canel (MdB), der zufolge das Recht auf körperliche Unversehrtheit höher einzuschätzen ist als das Recht auf religiös motivierte Körperverletzungen an Kindern, und die dem Beschneidungsgesetz nicht zustimmte.

Hans Meister, Düsseldorf

 

 

Zu: „Alle Macht der Liste“ von Thorsten Brückner, JF 3/13

Blähung im Parlament

Der Bundestag soll weiter aufgebläht werden, dabei haben wir schon viel zu viele Kostgänger in unserem Land auf allen Ebenen! Und jetzt sollen es noch mehr werden. Das ist Verschleuderung von Volksvermögen! Zu sagen haben die Abgeordneten ohnehin nichts. Wozu also das ganze? Das sieht nach Versorgungseinrichtung für treue Parteigänger aus.

Gerhard Pfeiffer, Schorndorf

 

 

Zu: „Faszination und Fremdheit“ von Thomas Fasbender, JF 3/13

Unvernunft der „Leitmedien“

Endlich einmal ein vernünftiger Artikel über Rußland in einem deutschen Presseorgan. In den sogenannten „Leitmedien“ (FAZ, Zeit, Süddeutsche etc.) wird fast nur über die (nach westlicher Lesart) Defizite des „Putinsystems“ berichtet, nicht aber über dessen positive Seiten, um die Ablehnung einer deutsch-russischen Partnerschaft zu begründen. Fasbender ist daher völlig zuzustimmen, daß Deutschland mit seiner negativen Haltung gegenüber dem heutigen Rußland eine große Chance vergibt. Wir werden dies noch einmal tief bedauern.

Prof. Dr. Roland Höhne, Niedenstein

 

 

Zur Meldung: „Neue Medien bislang mit undramatischen Folgen“, JF 3/13

Entschiedener Widerspruch

Es heißt hier, daß „dauerhafte mentale Defizite“ durch die Neuen Medien nicht sicher diagnostizierbar seien. Dem ist entschieden zu widersprechen. Ihre Zeitung hatte ja unlängst selbst die Gefahr der von Manfred Spitzer beobachteten „digitalen Demenz“ reflektiert (JF 41/12). Der Psychiatrie-Professor Spitzer vergleicht auf nachvollziehbare Weise die Nutzung digitaler Medien in Kindergärten und Grundschulen mit dem „Anfixen“ junger Menschen mit einer gefährlichen Suchtdroge. In Südkorea beispielsweise, dessen Schulen die höchste Dichte von digitalen Medien aufweisen, waren nach behördlichen Angaben bereits im Jahr 2010 zwölf Prozent aller Schüler internetsüchtig.

Angela Müller, Kempten

 

 

Zu: „Die große Reduktion“ von Norbert Borrmann, JF 3/13

Auf dem Weg zum Schachmatt

Beim hier geschilderten Prozeß des Multikulturalismus fehlt der Blick auf die Partei der Grünen und deren fatale politische Rolle. Ein leider weitgehend unkritisches, irritiertes Bürgertum hat dem grünen Protest keinen stärkeren Widerstand entgegenbracht und der in den achtziger Jahren schon im Ansatz erkennbaren Deutschfeindlichkeit aus einem unverarbeiteten Minderwertigkeitskomplex nach dem Nationalsozialismus, mangelnder Geschichtskenntnis oder einer provozierten Entscheidung zur Geschichtslosigkeit keine kathegorische Absage erteilt.

Die Grünen waren auch keine Friedenspartei, wie sie vorgaben. Sie waren gegen den Ordnungsstaat preußischer Provenienz und wollten über Multikulti und Anti-Atom-Blockade diese Republik auch gewalttätig aus den Angeln heben. An deren Stelle sollte eine sozial, kulturell und ökonomisch nivellierte Gesellschaft treten. Früh haben die Grünen Gewalt als politisches Streitmittel zugelassen und begrüßt, später dann die Widerstände gegen den Bau von Moscheen als ausländerfeindlich und „rassistisch“ bekämpft und den Islamismus als Bereicherung deutscher Kultur gepredigt. Sie bieten ihr Programm feil als politische Folklore, vertreten von einer politischen Spitze, die sich stets vaterlandslos gebärdet. In solch kulturell nivellierter Multikulti-Gesellschaft können Grüne, Linke und Piraten jede ihnen gefährliche nationale oder patriotische Bewegung oder Initiative in Schach halten.

Bert-Hasso Kemnitz, Leipzig

 

 

Zu: „Falscher KZ-Häftling“ von Thorsten Hinz, JF 2/13

Offenkundig Angst vor Recherche

Die Offenkundigkeit macht es möglich: Nicht nur tatsächliche, auch ein behauptetes Opfer tummelte sich nach Gutdünken in deutschen Schulklassen und wurde ob des §130 StGB nicht hinterfragt. Es bedarf schon mutiger Journalisten, um solchem Treiben ein Ende zu setzen. Es sind nicht nur Uthgenannt oder Wilkomierski. Zu nennen wären auch eine ganze Reihe von fragwürdigen Rentenanspruchstellern gegen die Bundesrepublik, etwa durch das 2002 vom Bundestag beschlossene „Gesetz zur Zahlbarmachung von Renten aus Beschäftigungen in einem Ghetto“.

Manfred Schmidt, Sankt Augustin

 

 

Zu: „Die Negation der Gattung“ von Rainer Gebhardt, JF 2/13

Der Duft der „freien“ Welt

Der Autor zitiert Leonard Cohen („It looks like freedom, but it smells like death“). Denselben „Duft“ wittert Victor Loupan, Direktor des französischen Verlags l’Oeuvre, in neuen Gesetzesprojekten wie dem „unterstützten Selbstmord“ und den erweiterten Euthanasiemöglichkeiten in Belgien für geistig Behinderte, aber auch in der Sterilität einer „Ehe für alle“, sprich: der Homo-Ehe mit der Prothese einer „medizinisch unterstützten Fortpflanzung“. Auf Radio Notre Dame erklärte er am 21. Dezember 2012, daß zwar immer von ethischen Fragen die Rede sei, obwohl es in Wirklichkeit um eine kulturelle Frage gehe. Laut Loupan sind wir „in eine Art Kultur des Todes eingetreten“, wenn etwa der Vorgang der Abtreibung als eine große Errungenschaft der Freiheit verteidigt wird. Auch werde nunmehr der Suizid zu einer großen Errungenschaft der Freiheit umgedeutet. Selbst Kranke zu töten, erscheine jetzt als eine große Errungenschaft der Freiheit. Die christliche Gesellschaft definiere die Kultur des Tötens euphemistisch um zu einem „Diskurs der Freiheit“.

Dr. Steffen Hein, Bad Aibling

 

 

Zum Leserbrief: „Kleiner als 10 Prozent“ von Roswitha Krieg, JF 2/13

Himmel und Hölle für wenige

Aus der Zuschrift geht hervor, daß die Betroffene nun das Dreifache an GEZ-Zwangsgebühren bezahlen muß. Als Antwort auf ihre Beschwerde wurde sie belehrt, „daß der betroffene Personenkreis nicht berücksichtigt werden müsse, da er weniger als zehn Prozent der Bevölkerung ausmache“! Hier ist die Klientelpolitik und Lobbypolitik in unserem Lande zu erkennen. Die „Homo-Ehe“ und die Adoption durch Homosexuelle beispielsweise betreffen nicht einmal ein Prozent (!) unserer Bevölkerung. Dennoch werden Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um diesen Irrsinn gesetzlich durchzusetzen.

Patric Pisot, Rostock

 

 

Zu: „An der Wirklichkeit vorbei“ von Henning Hoffgaard, JF 52/12-1/13

Schleierhafte Argumentation

Hoffgaards Replik auf die grüne Forderung nach einer Verschärfung des deutschen Waffenrechts anläßlich des jüngsten Amoklaufs in den USA ist argumentativ äußerst dürftig. Amokläufe sind keine exklusive amerikanische Spezialität. Erfurt, Emsdetten und Winnenden sind warnende Beispiele dafür, daß auch hierzulande manch kranker Seele der Zugang zu den Werkzeugen zur Verwirklichung ihrer Vernichtungsfantasien allzu leicht gemacht wird. Insofern geht der ablenkende Vergleich mit der Atomhysterie nach Fukushima seinerseits an der Wirklichkeit vorbei. Was die Vermengung dieses Problemkomplexes mit der Verbreitung von Waffen unter kriminellen Banden und arabischen Clans soll, ist mir schleierhaft. Die letzten Amokläufer in Deutschland waren weder Kriminelle noch Migranten, sondern unauffällige, junge Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die ungehinderten Zugang zu Waffen hatten. Insofern muß man kein Parteigänger der Grünen sein, um an deren Forderung nach einem verschärften Waffenrecht in Deutschland Gefallen zu finden.

Die eigentliche Problematik des Kommentars ist die symptomatisch erscheinende Verbindung eines bestimmten Segments des konservativen Spektrums mit einer ausgeprägten Hingabe zu Waffen. Doch wir leben nicht mehr in der Wildnis, sondern in einer hochkomplexen Gesellschaft. Da wäre der Abschied von manch scheinbar konservativen Glaubenssätzen und Wunschvorstellungen lange überfällig.

Daniel Körtel, Kassel

 

 

Zu: „Grüne Zertifikate“ von Klaus Peter Krause, JF 51/12

Positiv: Negative Rückkopplung

Krause beschreibt anschaulich den Zertifikatehandel, mit dem der CO2-Ausstoß der Menschheit verringert werden soll. Ein Satz allerdings reizt zum Widerspruch: „Zudem wäre das Verfahren auch nur dann vernünftig, wenn die Kosten der befohlenen CO2-Verringerung nicht höher sind als das, was zusätzlicher CO2-Ausstoß tatsächlich an Schaden verursacht.“ Aber welchen Schaden verursacht CO2? Seine Wirkung als Treibhausgas ist nahezu gesättigt, eine Verdopplung seines Anteil an der Atmosphäre würde eine Erwärmung von weniger als 1 Grad Celsius bewirken. Wäre das ein Schaden? Diese Wirkung hat auch das IPCC in seinem ersten Weltklimabericht angegeben. Damit ließ sich natürlich nicht die erwünschte Panik erzeugen, deshalb behauptet das IPCC nun angebliche positive Rückkopplungen durch den in der Atmosphäre enthaltenen Wasserdampf, der die Wirkung des CO2 verstärke. Die bemerkenswerte Stabilität des Klimas seit dem Ende der letzten Eiszeit zeigt jedoch, daß die Wasserdampfrückkopplung negativ sein muß. CO2 hat allerdings eine allgemein anerkannte positive Wirkung: es fördert das Wachstum der Pflanzen. Wäre es daher nicht angemessen, den Ausstoß von CO2 zu belohnen?

Elmar Oberdörffer, Heiligenberg