© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/13 / 01. Februar 2013

Meldungen

Céline: genialer Autor und Feind der Republik

BERLIN. Serge Klarsfeld, Rechtsanwalt in Paris, nimmt als Präsident des Vereins der „Söhne und Töchter der jüdischen Deportierten Frankreichs“ eine Schlüsselstellung in der französischen Geschichtspolitik ein. Deswegen gelang es ihm, im Sommer 2011 eine staatliche Ehrung des Schriftstellers Louis-Ferdinand Céline zu verhindern. Im Gespräch mit Tilla Fuchs (Sinn und Form, 6/2012) verteidigt Klarsfeld diese Intervention, die aus Sicht jüdischer Intellektueller wie Bernard-Henri Lévy und Alain Finkielkraut „Gerüchte über die Existenz einer jüdischen Lobby“ nähren könne, mit der „Gefährlichkeit“ des 1961 verstorbenen Autors und „rechtsextremen Anarchisten“, der seine „mit so viel Talent“ geschriebenen antijüdischen Polemiken auch nach 1945 nicht bedauert habe. Ungeachtet seines Ranges als „genialer Neuerer der französischen Sprache“, den Henri Godard, sein angesehenster Editor und Interpret, im folgenden Interview mit Fuchs auf einer Stufe mit Marcel Proust ansiedelt, ist Klarsfeld entschlossen, auch zukünftig jede Ehrung dieses „Feindes der Republik“ zu sabotieren. (ob)

www.sinn-und-form.de

 

Strategische Holzschnitte von Guttenberg

BERLIN. Zu den Postillen, die sich vom Glamour des 2011 über seine getürkte Doktorarbeit gestürzten Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) blenden ließen, zählt auch das Hochglanzmagazin politik&kommunikation, in dessen Redaktionsbeirat sich erlauchte Geister wie die ebenfalls des Plagiats überführte Silvana Koch-Mehrin (FDP) finden. Zwei Jahre nach zu Guttenbergs Migration in die USA wollten die Berliner Blattmacher ihn nun etwas kritischer porträtieren und beleuchten seine Tätigkeit in der Washingtoner „Denkfabrik“ Center for Strategic and International Studies. Leicht maliziös schildert Marie-Luise Klose ihre Eindrücke von dem Baron, dessen strategische Expertisen immer noch weltpolitischen Holzschnitten ähnelten. Als ernsthafter politischer Analytiker, der sich „irgendwann“ wieder für eine Fortsetzung seiner Karriere in Berlin empfehlen könnte, bewähre sich der im Center als „distinguished statesman“ („angesehener Staatsmann“) arbeitende „KT“ aber bisher nur mit Urteilen zum Klimawandel, dem gegenüber in den USA unerträgliche Ignoranz herrsche, und zur „demographischen Zeitbombe“, deren Gefährlichkeit offenbar niemand außer ihm erkenne. (ft)

www.politik-kommunikation.de

 

Martin Mosebach erhält Literaturpreis

SANKT AUGUSTIN. Der Schriftsteller Martin Mosebach erhält den diesjährigen Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung. Die Romane des 1951 in Frankfurt am Main geborenen Martin Mosebach durchleuchteten feinsinnig die Milieus bürgerlicher Werte, begründete die Begründung der Jury ihre Wahl. Mosebach erweise sich in seinen Werken als eigenständiger Denker und als Stilist von außerordentlicher Sprachkraft, der durch Eleganz und geistreiche Ironie, durch Anmut und Kühnheit überzeuge. Gewürdigt werden zudem sein Beitrag zur interkulturellen Verständigung (etwa in dem Roman „Die Türkin“, 1999) und die brillante Beobachtungsgabe seiner Reisebeschreibungen (so in dem Indienbuch „Stadt der wilden Hunde“, 2008). Die Verleihung der mit 15.000 Euro dotierten Auszeichnung an Martin Mose-bach findet am 23. Juni in Weimar statt. (JF)

 

Sprachpranger

Achten Sie auf den neuen Angebotsflyer

Aus einer Werbung der Lebensmittelkette Netto

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen