© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/13 / 01. Februar 2013

Griechenland und Türkei in der Nato: Nationale Egoismen der Südostflanke
Ständiger Schwachpunkt des Bündnisses
(wk)

Die anhaltenden Querelen zwischen den Nato-Mitgliedern Griechenland und Türkei führten im Verlaufe des Kalten Krieges zwar zu keiner ernsthaften Gefährdung der strukturellen Integrität der Allianz, wohl aber zu einer eklatanten Schwächung ihrer strategischen Position im Bereich der europäischen Südostflanke und deren Vorfeld. Dieser einhellige Grundtenor wird in den Aussagen des Historikers Stefan Brenner erkennbar, der in der Militärgeschichtlichen Zeitschrift (1/2012) die bisher erschienene Forschungsliteratur zum griechisch-türkischen Konflikt während der Jahre von 1952 bis 1989 sowie dessen Auswirkungen auf die Nato analysiert. Diese Bündnisschwächung resultierte insbesondere daraus, daß beide Staaten ihre vertraglich zugesagten Verteidigungsanstrengungen gegen den gemeinsamen Nato-Gegner Sowjetunion vernachlässigten und sich stattdessen auf die Vorbereitungen zu einem bilateralen Schlagabtausch konzentrierten. Ebenso scheiterten die Errichtung des neuen Nato-Hauptquartiers „Landsouthcent“ in Larissa sowie die Stationierung der 7. Alliierten Taktischen Luftflotte am nationalen Egoismus Athens. Ein derartiges Verhalten konnten sich Griechenland und die Türkei freilich nur erlauben, weil sie ja im Notfall trotz alledem unter dem gemeinsamen Schutzschirm des Nordatlantikpaktes gestanden hätten.

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