© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/13 / 01. Februar 2013

Frisch gepresst

Ostforschung. Älteren FAZ-Abonnenten ist der kurz nach dem Mauerfall, im Februar 1990 verstorbene Mainzer Osteuropahistoriker Gotthold Rhode als zupackender Rezensent und scharfzüngiger Leserbriefschreiber noch in bester Erinnerung. War der 1916 in der preußischen Provinz Posen geborene, in Jena, Königsberg und Breslau zum Historiker ausgebildete Rhode doch ein so harter wie kompetenter Kritiker der Bonner Ostpolitik und ihrer seit 1970 wachsenden Bereitschaft, auf jenes Viertel Deutschlands zu verzichten, das unter polnischer und sowjetischer Verwaltung stand. Deshalb galt der Polen-Experte Rhode, der seit der Vertreibung unbeirrbar stets auf die friedliche Rückgewinnung Ostdeutschlands setzte, auch als gefürchteter Opponent der geschichtsklitternden Protagonisten dieser „Versöhnungspolitik“, die an den Universitäten stetig an Einfluß gewannen und die nach seinem Tod den Forschungsbetrieb dominierten. Aus diesem extrem polonophilen Lager, aus dem Kieler Seminar Rudolf Jaworskis, stammt auch die Biographie Rhodes des Doktoranden Eike Eckert. Seine stark politisierte Darstellung ist daher oft weniger eine Gruppenaufnahme der Ostforscher der „Alterskohorte“ Rhodes denn ein Selbstporträt der Generation Eckerts und deren Bereitschaft, sich dem Zeitgeist zu beugen. (ks)

Eike Eckert: Zwischen Ostforschung und Osteuropahistorie. Zur Biographie des Historikers Gotthold Rhode (1916–1990). Fibre Verlag, Osnabrück 2012, broschiert, 330 Seiten, Abb., 35 Euro

 

Staatssozialismus. „Deutsche Annalen“ ist eine Reihe von politischen Essays des rechten Verlages Druffel- und Vowinckel, der sich sonst allzu gern Aspekten der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs widmet. Um so überraschender ist es, im „Jahrbuch des Nationalgeschehens“ einen im lupenrein liberalen Geist abgefaßten Aufsatz über die Euro-Krise zu finden. Autor Dirk Wolff-Simon erhebt in „Offenbarungseid des Staatssozialismus“ schwere Vorwürfe gegen politische Eliten und das System des Zentralismus in der EU. Er argumentiert mit nüchternen Fakten und mit historischen Zusammenhängen. Zur Untermauerung seiner Argumente zieht Wolff-Simon auch libertäre Lichtgestalten wie Ludwig von Mises, Friedrich August von Hayek und Gerard Radnitzky heran. Leider können die anderen Texte in diesem Periodikum dieses Niveau nicht halten. (rg)

Gert Sudholt (Hrsg.): Deutsche Annalen 2012. Jahrbuch des Nationalgeschehens. Verlag Druffel und Vowinckel, Gilching 2012, gebunden, 288 Seiten, 19,80 Euro

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