© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/13 / 01. Februar 2013

Aufgeschnappt
Macht™-Fragen zu Jabba the Hutt
Matthias Bäkermann

Begleitet von ungläubigen Kommentaren verbreitete sich vergangene Woche via Facebook folgende Nachricht: Die Türkische Kulturgemeinde Österreich fordert den dänischen Spielekonzern Lego auf, den „Star Wars“-Bausatz 9516 vom Markt zu nehmen, sonst klage man wegen Volksverhetzung. Doch wer dahinter eine Revolvermeldung des Boulevardblatts Österreich heute vermutete, fand sich auf der Netzseite des Vereins bestätigt: Tatsächlich stießen sich Generalsekretärin Melissa Günes ebenso wie Präsident Birol Kilic an „Jabbas Palast“ von Lego und witterten einen „pädagogischen Sprengsatz“. Denn die dem „Krieg der Sterne“-Film nachempfundene Plastiksteinbehausung des Bösewichts Jabba the Hutt auf dem Planeten Tatooine sei eine üble Karikatur der Hagia Sophia in Istanbul und greife damit die Menschenwürde von Türken an. Da die an ein Minarett erinnernden Türme von Jabbas Palast auch noch waffenstarrende Schweinefiguren bevölkern, sei ein boshafter Angriff auf den Islam kaum zu leugnen.

Immerhin der Deutschlandchef des weltweit drittgrößten Spielwarenherstellers, Dirk Engehausen, mußte sich aufgrund dieser Kampagne der Lobbygruppe jetzt in der Welt am Sonntag erklären: Lego nehme „die Beschwerde ernst“ und biete der Türkischen Gemeinde einen Dialog an. Nun steht nur noch die Entschuldigung des „Krieg der Sterne“-Produzenten George Lucas aus.

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